Íslenzk tunga - 01.01.1961, Síða 46
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ULIUCH GRONKIi
und mannskralti zu treffen und nicht zwischen maður und mann•
slcratti.
Ich meine, dass auch beim eigentlichen Typus mannskratti das
zweite Glied das Grundwort, das erste das Bestimmungswort ist. Den
mannigfaltigen Spielarten des Verháltnisses von Bestimmungswort
und Grundwort möchte ich den vorliegenden Fall zufiigen und etwa
so definieren: Das erste Glied bezeichnet denjenigen oder dasjenige,
was das zweite Glied mit einem bildlichen Ausdruck verkleinert, lobt,
kost, bemitleidet, tadelt, Uicherlich oder verachtlich macht, beleidigt,
beschimpft oder verflucht.
Damit steht unser Typus nun auch nicht mehr völlig isoliert und
einzigartig da. Es ergeben sich Beriihrungspunkte mit anderen Spiel-
arten des Determinativkompositums im Germanischen.11 Auf Kom-
posita, in denen das zweite Glied „im uneigentlichen Sinne“ ver-
wendet wird, weist H. Paul des öfteren hin, z. B.:12
Bildliche Anwendung eines Wortes wird, wie iiberhaupt durch dcn
Zusammenhang, so insbesondere durch eine beigefiigte Bestimmung als
solche erkennbar und verstandlich_Dasselbe wird durch ein bestim-
mendes Kompositionsglied geleistet. Man wagt deshalb mit Hilfe dessel-
hen Metaphern, die man sich in Bezug auf das einfache Wort nicht ge-
stattet, weil das Kompositionsglied gleich eine Korrektur dcr Metapher
enthalt.
Greifen wir die Beispiele Hirschkuh und Hirschkalb heraus und
stiitzen wir uns bei ihrer Auflösung auf das Eigentliche, so sind beide
Hirsche. Sehen wir mit Paul aber iibertragene allgemeinere Begriffs-
11 Als Ubersicht iiber die Hauptarten des .Determinativkompositums em-
pfiehlt sicli Walter Henzen, Deutschc Wortbildung (2. Aufl.; Tiibingen 1957).
Daselbst auch vieles zur Einfiihrting in den Fragenkomplex zur nominalen Zu-
sammensetzung, Ubersicht iiher die geleistete Forschungsarbeit, reichliche Lit-
eraturhinweise (S. 33—111).
12Ilermann Paul, Prinzipien der Sprachgeschichte (5. Aufl.; Halle 1920),
335, §231.