Íslenzk tunga - 01.01.1961, Side 47
ZUM KOMPOSITIONSTYPUS MANNSKRATTI
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kategorien in den Wörtern Kuh und Kalb, so haben wir „gewöhn-
liche“ Determinativkomposita vor uns. Hirschkuh und Elephanten-
kuh haben dann also das Wesentliche gemeinsam, beide Zusammen-
setzungen bezeichnen weibliche Grossáugetiere. Dieser Kompositions-
typus unterscheidet sich nur insofem von Zusammensetzungen wie
Gorillaweibchen, als dort eine Bezeichnung als Grundwort verwendet
wird, die als Simplex nur einer ganz bestimmten Gattung zukommt •—
Kuh: weibliches Rind, Kalb: junges Rind.13
Wir drehten uns aber im Kreise, wenn wir nun Mutterschaf und
Mutterschwein so auflösen wollten, dass Mutter die allgemeine,
weitere Begriffskategorie, also ‘tráchtiges Tier’, bezeichne. Iiier
werden doch wohl Schaf und Schwein spezifiziert und etwa gegen
Jungschaf, Mastschwein usw. abgegrenzt.
Dagegen ist eine Katzenmutter oder Hundemutter eine Mutter,
und zwar nicht im Sinne von ‘tráchtiges Tier’. Es kommt hier viel-
mehr das Zártlich-sorgende des vertrauten Haustieres zum Ausdruck,
das in seiner Miitterlichkeit dem Menschen áhnelt und den Betrachter
riihrt. Das Wort Mutter hat hier einen affektischen Gehalt. Das Bild-
liche, zumal wenn es Affekttráger ist, ist in diesen Zusaminenset-
zungen zweifellos die Hauptsache und das Grundwort.
Wir wenden unsere Aufmerksamkeit nun zwei weiteren Spielarten
zu, der Komposilion zur Verstárkungli und dem Typus Hirschkafer.
Die mannskratti-Komposita könnten auf den ersten Blick als Umkeh-
rungen der Verstárkungskomposita erscheinen. Bei diesen ist náin-
lich das Erstglied ein bildlicher, affektischer Ausdruck, das Zweit-
glied die eigentliche Bezeichnung, z. B. Mordskerl, Saukerl, Hunds-
weiber usw. Nun ist hier aber bereits das Grundwort, die eigentliche
Bezeichnung, Affekttráger — man sagt nicht Mordsmann, Saumann,
Hundsfrauen. Sodann sind die als Erstglieder auftretenden Wörter
13 Dass die Metaphern im Sinne der Zoologie inkonsequent gebraucht werden
Ulirschbock aber Elephantenbidle) ist interessant zu bemerken, tut aber be-
reits nichts mehr zur Sache.
14 Vgl. Hermann Paul, Deutsche Grammatik, V (Halle 1920), 17; Henzen,
Wortbildung, 63.