Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1935, Blaðsíða 37
35
legter Stucke vorgefunden. Eine befriedigende Erklá-
rung fiir diese auffállige Erscheinung zu geben, diirfte
gegenwártig noch nicht möglich sein.
Balaniden verzehrt der Austernfischer anscheinend
háufiger, als man meinen sollte. Jedenfalls scheint ihn
das offensichtliche Missverháltnis zwischen der Arbeits-
leistung, die nötig ist, um die festen Schalen des Balanus
zu öffnen und dem winzigen Körper des Tieres die
Miihe nicht verdriessen zu lassen. Möglicherweise spie-
len auch die Seepocken als Nahrung im iiblichen Sinne
fur den Vogel gar keine Rolle und dient das Aufschlagen
der Kalkpanzer in erster Linie der Befriedigung eines
bestimmten Betátigungstriebes. Wie sehr iirbrigens die
Aufnahme gewisser Nahrungssorten bei den Vögeln von
der Ausbildung des Schnabels abhángig ist, zeigen ge-
rade die Balaniden ausserordenlich gut. Obwohl Au-
sternfischer, Steinwálzer und Meerstrandláufer den grö-
sten Teil des Jahres denselben Biotop bewohnen, findet
^aan Balanidenschalen nur in den Mágen der beiden erst-
genannten Arten, wáhrend fiir den schwachschnábligen
Strandláufer der Zugang zu dieser Nahrung verschlos-
sen bleibt.
Zum Schluss möchte ich noch einen Gedanken aus-
sprechen, der geeignet sein könnte, uns die eigentiim-
lichen Verbreitungsverháltnisse des Austernfischers in
Island als ernáhrungsbiologisches Problem verstándlich
zu machen. Es war oben die Rede davon, dass Haema-
topus ostralegus vorzugsweise die siidliche Hálfte der
Insel bewohnt, wáhrend er an den Kiisten des Nordlan-
des nur sehr vereinzelt angetroffen wird. Ganz áhnlich
verhált es sich mit der Ausbreitung der nordischen Pur-
Purschnecke Purpura lapillus L., die, wie wir sahen, fiir
den islándischen Austernfischer als ein wichtiges Nah-
nungstier in Betracht kommt. Auch sie vermeidet die
ausgesprochenen Kaltwassergebiete des Nordens und
Nordostens als eine in gemássigteren Breiten heimische
■^rt, gehört aber im siidlichen Teil des Landes, wie ge-
sagt, zu den háufigsten Strandmollusken iiberhaupt. Bei
3*