Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1935, Blaðsíða 112
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4, 18 eda 19, þa er fiara i non, enn ef iungl er 10 natta
edur 11, 26 edur 27, þa er fiara at dagmalum« (wenn der
Mond drei Náchte alt ist oder vier, 18 oder 19, dann ist
Ebbe in nón, aber wenn der Mond 10 Náchte ist oder elf,
26 oder 27, dann ist Ebbe um dagmál)lb). Nón und dag-
mál sind hier symmetrisch zur Nordsíidlinie liegend ge-
dacht: da Non im Sudwesten ist, muss »dagmáU< im Sud-
osten sein.
Zweitens gibt es nun in den alten islandischen Schriften
eine Anzahl Belege dafur, dass die lateinischen horae mit
den islandischen Namen der Eykten (Tagesachtel) iiber-
setzt wurden. So wird z. B. »nona hora« wiedergeben mit
»/zó/z«2a> und »hora tertia« mit »dagmál«2b). Ausserdem kommt
vor »nónskeið« = »níunda tíð dags« (neunte Stunde des
Tages) = hora diei IXa3a) und »hádegi dags« (Mittag des
Tages) = hora sexta3b). Die alten Kalendarien (rímtöl)
scheinen mit horae equales zu rechnenlc), nicht aber mit
horae inequales, wie es im síidlicheren Europa ublich war.
Das ist auch verstandlich, denn hier im Norden hatte sich
— je nachdem ob es Sommer oder Winter war — ein zu
grosser Unterschied in den Tagesstunden ergeben, wenn
man nach horae inequales gerechnet hatte. Versteht man
die Tagesstunden in diesem Sinne und beriicksichtigt ausser-
dem, dass man damals glaubte, die Tageszeiten im direkten
Verháltnis zum Sonnenazimut berechnen zu können, dann
wird es klar, dass man hier von den Richtungen der Eykt-
marken ausgegangen ist, die in Tafel. I. dargestellt worden
sind. In diesem Zusammenhange soll erwáhnt werden, dass
StjÖRNU-Oddi HelGASON, jener uberaus kuhne Beob-
achter des Sonnenlaufes aus der Zeit um 1100, die Tages-
zeiten auch nach dem Sonnenazimut berechnet, vgl. Odda-
talald).
In Tafel I. könnte man vielleicht noch einfiigen »ótta«
(Morgengrauen, Fruhmorgen) Azimut —135° (NO), wie
dies JÓN ÁRNASON4) tut; mir scheinen jedoch die Be-
weise hierfiir ziemlich wenig iiberzeugend. Und endlich
noch »egkt«, welches eine wohlbekannte Bezeichnung