Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1935, Blaðsíða 44
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wáhrend der Wintermonate der stándig drohenden Ge-
fahr zu entgehen, entweder strengen Frostperioden zum
Opfer zu fallen oder bei der oft nur wenige Stunden
dauernden Fresshelligkeit des arktischen Wintertages
wegen Nqhrungsmangels zu verhungern, lásst uns not-
wendigerweise einen Plan vermuten, nach dem seine
Uberwinterung geschieht.
In álteren Schriften ist viel die Eede davon, dass die
Umgebung heisser Quellen von den im Winter zuruck-
bleibenden Vögeln besonders als Aufenthaltsort gesucht
wurde. Ich will das grundsátzlich nicht bestreiten, zu-
mal ich selber verschiedentlich uberwinternde Enten
auf warmen Bachláufen angetroffen habe. Auch die
Náhe grösserer Bauernhöfe soll wáhrend der kalten
Jahreszeit fur manche Arten, wie den Raben (Corvus
corax islandicus Hantzsch) und unseren Zaunkönig, aus-
kömmliche Lebensbedingungen bieten. Nichtsdestowe-
niger will mir scheinen, dass beide Möglichkeiten zu-
sammengenommen nicht entfernt ausreichen, die Frage
nach der Uberwinterung zufriedenstellend zu beant-
worten. In beiden Fállen sind die zur Verfugung stehen-
den Areale im Verháltnis zur Zahl der uberwinternden
Vögel jedenfalls viel zu klein, um nicht notwendig al-
lenorts Massenansammlungen von Vögeln hervorzuru-
fen, die aber bezeichnenderweise nirgends beobachtet
worden sind.
Es muss also andere, der Fláchenausdehnung nach
v,iel grössere Ráume geben, die wáhrend des Winters
die Masse der zuruckbleibenden Landvögel aufnehmen
und ernáhren können. Das sind, wie die Beobachtung
im einzelnen gezeigt hat, die Meereskiisten des Landes
und, was den Zaunkönig betrifft, besonders die Steil-
kiisten mit vorgelagertem Blockstrand. Hier, wo im
stándigen Wechsel der Gezeiten eine durchgreifende
Veránderung der allgemeinen Lebensbedingungen wáh-
rend des ganzen Jahres kaum eintritt, liegen die eigent-
lichen Winterquartiere des Vogels, die er vom Oktober
bis zum April regelmássig in grosser Anzahl bewohnt.
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