Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1935, Side 27
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land mit Riicksicht auf die geographische Verbreitung
der Art praktisch bedeutungslos sein; Individuen, auch
wenn sie ausserhalb der Brutzeit auf islándischem Bo-
den angetroffen werden, kann man nach den bisherigen
Erfahrungen wohl mit guter Sicherheit als dort beheima-
tet ansehen. Auf den zweiten Einwand wáre zu erwi-
dern, dass an sich zwar die Möglichkeit besteht, dass die
Schnábel junger Austernfischer vor Eintritt der Paa-
rungsfáhigkeit schwácher entwickelt sind, als solche
alter Vögel; indessen ist der Nachweis fur eine derarti-
ge Annahme bis heute nicht erbracht worden. An mei-
nem Material lásst sich jedenfalls ein Unterschied zwi-
schen Jung- und Altvögeln nach der Ausbildung des
Schnabels nicht finden.
tíbrigens ist auch das in der Sammlung des Berliner
Museums befindliche, von Bernhard Hantzsch7) in
Nordisland gesammelte Stiick ( ? ad., Hjalteyri, 29.
Mai 1903, sicherer Brutvogel) garnicht besonders dick-
schnábelig und von einem Vogel der Nominatform
schwerlich zu unterscheiden.
In Island muss der Austernfischer zweifellos den an-
genehmsten Vogelgestalten zugerechnet werden, denen
man am Meeresstrande begegnet. Obwohl ihm wenig
oder garnicht nachgestellt wird, denn sein Fleisch gilt
nicht fur sonderlich schmackhaft, ist er dennoch alles
andere als zutraulich und lásst besonders den Jáger nur
in den seltensten Fállen auf bequeme Schrotschussent-
fernung herankommen. Der Sammler muss daher oft zur
Kugelbuchse greifen, wenn er seiner habhaft werden
will.
Gewöhnlich versucht er sich der Annáherung eines
Menschen zunáchst durch Davonlaufen zu entziehen,
fliegt aber in der Regel doch sehr bald auf, wenn er
merkt, dass man etwas gegen ihn im Schilde fuhrt. In
der Beziehung wird er nur vom Rotschenkel (Tringa to-
1) Bernhard Hantzsch, Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt Is-
lands, Berlin 1905, p. 271.