Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1935, Side 31
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ziehen, wenn ich nicht durch eine gelegentliche Probe
aufs Exempel eines anderen belehrt worden wáre. Durch
einen glucklichen Schuss mit der Kugel erlegte ich nám-
lich am 27. Juni 1933 (No. 7 in der Tabelle) einen
weibiichen Vogel, der inmitten seiner Artgenossen draus-
sen auf dem Watt gestanden hatte und ebenso wie die
ubrigen Tiere in der Nahrungsaufnahme begriffen war.
Die Untersuchung des Mageninhaltes ergab uberraschen-
derweise 16 mehr oder weniger wohl erhaltene Priapu-
liden,11) sowie eine grosse Anzahl stárker verdauter
Bruchstiicke der gleichen Art (vergl. Abb. 2) ; der Ma-
gen war prall gefullt. Fur den weniger allgemein zoolo-
gisch orientierten Leser sei an dieser Stelle gesagt, dass
es sich bei den Priapuliden und insbesondere bei der
Gattung Priapulus um eine kleine Gruppe borstenloser,
im Sande lebender mariner ,,Wurmer“ handelt, die von
der heutigen Systematik in die Náhe der Sipunculiden
gestellt wird, wiewohl andererseits zahlreiche Eigentum-
lichkeiten im Bau der Tiere auf eine náhere Verwandt-
schaft mit den Seewalzen hinweisen. Das vorstehend
«iitgeteilte Ergebnis durfte fur die Beurteilung der Er-
náhrungsverháltnisse der islándischen Austernfischer in-
sofern von allgemeinerer Bedeutung sein, als ja eine be-
tráchtliche Anzahl der Vögel unter den námlichen Be-
dingungen angetroffen wurde, wie das erlegte Stiick,
und darum auch fur diese wohl mit einiger Sicherheit
auf eine gleiche Nahrung geschlossen werden kann. Be-
nierkenswert ist auf jeden Fall, dass der Austernfischer
in Island den Priapulus, der bislang als Nahrungstier
unseres Vogels nicht bekannt geworden ist, an geeig-
neten Stellen regelmássiger zu verzehren scheint und
zwar merkwurdigerweise auch an solchen Plátzen, wo
Arenicola nicht selten vorkommt.
Als ich einige Tage spáter, am 1. Juli 1933, das Gebiet
11) Herr Professor W. Michaelsen in Hamburg hatte die
Freundlichkeit, die Tiere als zu Priapulus caudatus Lm. gehörig zu
bestimmen.