Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1935, Side 110
ISLÁNDISCHE EYKTMAHKEN
UND
VIERTELJAHRESEINTEILUNG
von
THORKELL THORKELSSON
Vor der Zeit der Einfiihrung der Uhren bestimmte man
in Island die Tageszeit nach dem Azimut der Sonne. Da-
zu benutzte man besondere Marken am Horizont, die so-
genannten »dagsmörk« (Tagesmarken) oder »eyktamörk«
(Eyktmarken). Wenn der Höhenkreis der Sonne durch eine
dieser Marken ging, dann war nach der damaligen Auf-
fassung das ganze Jahr hindurch die gleiche, dieser Marke
entsprechende Tageszeit. Die Zeit wurde also faktisch ge-
messen nach dem Sonnenazimut, nicht aber nach dem
Stundenwinkel, wie es richtig gewesen ware. Wegen der
nördlichen Lagelslands (63V2—66V20 N.B.) war das Azimut-
verfahren jedoch brauchbar, solange man nur geringe An-
forderungen an die Genauigkeit der Messungen stellte. Es
wurden auch keine Massnahmen getroffen, um genau fest-
zustellen, wann sich die Sonne senkrecht iiber der Eykt-
marke befand, man begnugte sich vielmehr in diesem Falle
mit der Schatzung.
Durch die Eyktmarken sollten nur einige bestimmte
Tageszeiten festgelegt werden. Von folgenden Zeitmarken
kennen wir die Namen: »rismál (Aufstehenszeit)«, »miður
morgun (Morgenmitte)«, »dagmál (Tageszeit)«, »kádegi (Mit-
tag)«, »miðdegi (Tagesmitte)«, »miðmundi (Mittelzeit)«, »nón
(Non)«, »eykt (Eykt)«, »miður aftan (Abendmitte)«, »nátt-
mál (Nachtzeit)« und vielleicht ausserdem noch »undorn«.