Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1935, Blaðsíða 123
[14]
121
Winter heisst Gor-Monat)«12). — Dreimal ist hier die Ein-
teilung der Jahreszeiten in Verbindung gebracht mit dem
Sonnenlauf, einmal aber bestimmt nach der alten islandi-
schen Zeitrechnung, der Halbjahrsrechnung, namlich ge-
bunden an die Umzugstage. Nun fielen aber diese stets
auf bestimmte Wochentage; dadurch tritt die Inkonse-
quenz deutlich zutage. Zwar ware es an sich nicht unnatiir-
lich gewesen, den Sommer mit den Umzugstagen be-
ginnen zu lassen, denn eine Zeitlang ist dies Sitte ge-
wesen13*; aber lange vor den Tagen SnORRI SturluSON’S
war dies schon aus der Mode gekommen.
Aus der römischen Zeitrechnung stammt es, Fríihling
und Herbst mit den Sonnenwenden beginnen zu lassen. In
der kirchlichen Zeitrechnung wurden spater die Anfange
der vier Jahreszeiten auf die heiligen Tage der Kirche
verlegt. Deswegen findet man allgemein in den isliindischen
Kalendarien, dass Fruhlingsanfang auf Kathedra Petri (22.
Februar) fallt, Sommer auf St. Urbanstag (25. Mai), Herbst
auf St. Symphorianustag (22. August) und Winter auf St.
Klemenstag (23. November). Die islandischen Umzugstage
begannen am Donnerstag 21.—27. Mai, und fast genau in
die Mitte dieses Zeitraumes fiel St. Urban, der Beginn
des Sommers naeh kirchlicher Zeitrechnung. Ich halte es
fiir wahrscheinlich, dass SNORRI dies im Auge gehabt hat;
um aber dem Ausdruck mehr einheimischen Charakter zu
geben, hat er Sommersanfang mit den Umzugstagen ver-
kniipft, vielleicht auch, weil er Erzáhlungen aus álterer
Zeit gehabt hat, nach denen Sommersanfang mit den Um-
zugstagen zusammenfiel. Danach konnte man erwarten,
dass SNORRI Wintersanfang so nahe wie möglich an St.
Klemenstag heranverlegte. Dagegen spricht SNORRI kurz da-
nach von Gor-Monat als erstem Wintermonat und meint
also diesmal den islándischen Winter, der am Sonnabend,
11.—18. Oktober, begann.
Einige Schriftsteller, die hiertiber gehandelt haben, wie
z. B. Mjelde14) und Otto REUTER15), haben so fest ge-
glaubt, dass SnORRI hier den Anfang des islándischen