Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1935, Qupperneq 125
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gen unter. Aber selbst wenn man dies berucksichtigt, so
zeigen die Berechnungen, dass die Sonne um den 14.
Oktober dort nicht hinter den Bergen unterging, wenn ihr
Azimut 55° war. Die Áusserungen SNORRI’S scheinen also
nicht fiir die dortige Gegend zu passen.
Wenn man nun aber andererseits mit Wintersanfang =
St. Klemenstag rechnet, dann kann SNORRI verschiedene Orte
im siidlichsten Island im Sinne gehabt haben. Da SNORRI
auf dem Hiiuptlingssitz Oddi aufgewachsen ist, ist dies
uns Veranlassung, naher zu untersuchen, wie gross das
Azimut der Sonne dort war, wenn sie am 23. November
unterging. Um das Jahr 1190 ging die Sonne in Oddi
unter mit einem Azimut 37° (S 37° W) am St. Klemenstag,
wenn der Sonnenuntergang gerechnet wird nach dem
oberen Rand der Sonne. Zwar ist dies um 6° siidlicher als
der Durchschnitt der »nón«-Marken nach meinen Messungen,
trotzdem aber doch durchaus innerhalb der ausersten
Grenzen fiir diese Eyktmarke, so dass mir weitaus am
begreiflichsten erscheint, dass SNORRI STURLUSON den Win-
tersanfang am 23. November (St. Klemenstag) im Auge ge-
habt und dabei an den Sonnenuntergang in Oddi gedacht
habe, entweder auf Grund eigener Beobachtungen oder,
was naher liegt, nach alteren Angaben.
Die Einteilung des Jahres in vier Jahreszeiten, wie sie
in Skáldskaparmál durchgefiihrt ist, hat nichts gemeinsam
mit der islandischen Halbjahrsrechnung, sondern ist eine
Mischung aus den römischen Jahreszeiten und denen der
Kirche.
LITERATUR.
0 Alfræði íslenzk II. Rímtöl. Ved N. Beckman og Kr. Kálund.
Kbhvn, 1914-1916. O s. 93. b) 96. c) Vergl z. B. S. 76 und 128.
d) S. 49.
2) JÓN THORKELSSON. Supplement til isl. Ordböger II, Kbhvn,
1895 a) nón. b) dagmál.
3) THORKELL THORKELSSON, Sonnen- und Mondfinsternisse, nach
gedruckten isl Quellen. Soc Sci Isl XV. Rvík, 1933. S. 5. b) S. 13
-14. c) S. 12.