Íslenskt mál og almenn málfræði - 01.01.1982, Page 122
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Owe Gustavs
(8) *maþr, er hefir fagran skjpld
sind im Altislándischen noch nicht ublich, und so ist es nur folgerich-
tig, daB das Altislándische auch noch keine attributiven (auf ein Sub-
stantiv beziiglichen) með (Akk.)-Konstruktionen im Gebrauch hat wie
(9) *maþr meþ fagran skjpld
Derartige Fálle, in denen ein Parallelismus zwischen diachronischen
und synchronischen sprachlichen Vorgángen zu beobachten bzw. zu
vermuten ist, sind u. E. fiir die Sprachwissenschaft von besonderem
Interesse, weil man mit ihrer Hilfe eventuell Einblicke in die
Vorgánge bekommen kann, die sich in der Tiefenstruktur abspielen.
Es miiBte námlich analog dem Verfahren, mit dem man in der Bio-
logie die Stellung einer Art oder Gattung im stammesgeschichtlichen
System auf Grund von Fakten ihrer Embryonalentwicklung bestimmt4,
möglich sein, umgekehrt von Fakten der (Stammes)Geschichte
sprachlicher (bei uns: syntaktischer) Strukturen auf die Vorgánge zu
schlieBen, die beim Sprechen (Erzeugen) von Sátzen im menschlichen
Gehirn ablaufen.5
Es ist nicht das Hauptanliegen unserer Untersuchungen, diese
These zu begrunden. Da sie uns aber durch die sprachlichen Fakten
nahegelegt wird, halten wir es in Anbetracht ihrer allge-
meinsprachwissenschaftlichen Relevanz fúr lohnend, sie als Arbeits-
hypothese zu erproben.
4 „Fiir fehlende stammesgeschichtl[iche] Friihzustánde können Embryonalstadien als
Modelle dienen (biogenetische Grundregel). “Vogel/Angermann 1971 1:227)
5 Wic unsere Formulierung zeigt, haben wir hier ganz bewuBt den von Ernst Haeckel
formulierten Gedanken: Die Ontogenesis ist eine kurze und schnelle Rekapitulation der
Phylogenesis auf sprachliche Gegebenheiten ubertragen. Ein solcher Vesuch ist vor
geraumer Zeit von Herdan (1966) unternommen worden. Offenbar geht die Gúltigkeit
dcr der „Biogenetischen Grundregel" zugrundeliegenden Idee úber den biologischen
Bereich hinaus, fúr den sie ursprúnglich formuliert wurde. Jedenfalls geben unsere Be-
obachtungen AnlaB zu der Annahme, daB sich eine umfassendere „Genetische Regel“
finden lassen múBte, durch die die Haeckelsche „Biogenetische Grundregcl" (als ein
Spezialfall) aufgehobcn wúrde.
Apresjan (1971:172) weist darauf hin, daB sich die unterschiedlichen Typen der Hypo-
taxe aus der Parataxe entwickelten, die ihrerseits aus einfachen Aneinanderreihungen
zweier oder mchrerer Kernsátze enstand, und macht die in unserem Zusammenhang
interessante Bemerkung: „In diesem Falle entspricht die synchronische Transforma-
tionsanalyseden Umformungen, die in der Diachroniestattgefunden haben.“