Íslenskt mál og almenn málfræði - 01.01.1982, Qupperneq 264
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Jón Hilmar Jónsson
Vries, Jan de. 1962. Ahnordisches etymologisches Wörterbuch. E. J. Brill, Leiden.
Westergárd-Nielsen, Chr. 1946. Lðneordene i det 16. ðrhundredes trykte islandske litte-
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Örv. = Qrvar-Odds saga. Herausgegeben von R. C. Boer. E. J. Brill, Leiden, 1888.
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ZUSAMMENFASSUNG
Im Islándischen gibt es, als Nebenformen zu den Adverbien hér, þar, nú, svo, die
Formen hérna, þarna, núna, svona, mit dem Suffix -na. In diesem Artikel wird die
Stellung und Funktion der -na-Formen gegenúber den Kurzformen erláutert, wobei
nicht nur die Situation im Neuislándischen, sondern auch der historische Aspekt berúck-
sichtigt wird. Im Neuislándischen sind die -na-Formen durch eine starke deiktische Funk-
tion gekennzeichnet. Bei þarna und svona handelt es sich um eine klare Opposition
zu den entsprechenden Kurzformen (þar, ívo), die eine anaphorische Funktion
aufweisen. Bei hérna und núna ist die Situation insofern anders, als die Kurzformen,
hér und nú, zu den zentralen Wörtern der Deixis gehören, aber auch hier ist die
deiktische Funktion des Suffixes nicht zu úbersehen.
Im Altislándischen tritt das Suffix -na auch bei den Personalpronomen auf (þatna,
þérna, þessna). Ein weiterer Unterschied zwischen der modernen und der álteren
Sprache besteht darin, dass in der álteren Sprache -na nicht immer unmittelbar hinter
dem respektiven Adverb bzw. Pronomen als Suffix steht, sondern als selbstándige Par-
tikel eine andere Satzposition einnehmen kann (z. B. þar hneit viðna, þat hefui ek
spurt/ia). Auch die deiktische Funktion ist nicht so entwickelt wie im Neuislándischen,
man kann eher von einer emphatischen Funktion des Suffixes sprechen. Die Opposition
Deixis : Anaphora, die im Altislándischen bei den Demonstrativpronomen þessi
(deikt.): sá (anaphor.) schon vorhanden ist, ist durch den Ubergang des Suffixes -na
zur deiktischen Funktion zu einem zentralen semantischen Faktor bei verweisenden
Adverbien und Pronomen geworden. Die júngste Phase dieser Entwicklung besteht
darin, dass svona auch vor Substantiven sowie Adjektiven bzw. Adverbien als deikti-
sches Wort aufritt, das in Opposition zu anderen, anaphorischen Verweiswörtern steht
(z. B. svona bók : svoleiðis bók; svona stór : svo stór). Diese Entwicklung betrifft
auch die Funktion anderer Verweiswörter, wie z. B. þannig, svoleiðis, slíkur, svoddan.
Orðabók Háskólans,
Reykjavík