Milli mála - 01.01.2012, Page 132
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POETRY SLAM UND SLAM POETRY
Slam/Slam Poetry auf niedrigeren Sprachniveaus ist eine intensivere
Betreuung durch den Lehrer notwendig, die allerdings die
Kreativität der Lerner nicht zu sehr einschränken sollte.
Beim Schreiben sieht Fix drei Hauptfunktionen, die er die kom-
munikativen Grundfunktionen von Texten nennt. Er unterteilt in
die psychische Schreibfunktion, die das Schreiben nur für sich als
Grundlage nimmt (z. B. Tagebuch o. Ä.). In der sozialen Schreib-
funktion sieht er das für und an andere gerichtete Schreiben. Als
dritte Funktion nennt er die kognitive Schreibfunktion, die als
Gedächtnisentlastung und/oder als Schreiben, um Erkenntnisse zu
gewinnen, definiert wird (Fix 2008: 41). Mit der Bewusstwerdung
dieser drei Schreibfunktionen können die Schreiber schon die
Grundthematik ihrer Texte festlegen. Daher ist es eine gute Vor-
bereitung, sie mit ihnen vertraut zu machen. Sie geben den Lernern
eine erste Orientierung. Dadurch wird eine Sicherheit in den ersten
Überlegungen beim Herangehen an die Slam Poetry gegeben, da
sich die Lerner für die für sie angenehmste und frucht barste Form
entscheiden können.
Bei entsprechendem Sprachniveau kann man das Vorgehen, ei-
gene Slam Poetry zu verfassen, in verschiedene Entstehungsphasen
einteilen. Das Vorbild wird hier der antiken Rhetorik nach
Aristoteles entnommen. In einer ersten Phase, die Erfinden bzw.
inventio genannt wird, geht es um die Ideenfindung. Das Planen
steht hier im Vordergrund. In diesem Schritt soll ein Abruf von
Vorwissen erfolgen, die Strukturierung von Ideen und eine
Assoziationsfindung stattfinden, die den Rahmen eines Textes vor-
geben. In dieser Phase werden Informationen geordnet, die Struktur
des Textes und Inhaltliches festgelegt. Dabei werden alle
Assoziationen auf Brauchbarkeit geprüft, genutzt oder wieder ver-
worfen. Es handelt sich um eine Art Brainstorming, die eine
Assoziationskette als Endprodukt hat. Der Fantasie der Lerner soll-
ten keine Grenzen gesetzt, sondern die Fantasie sollte durch forma-
le Vorgaben gestärkt werden. Thematisch oder inhaltlich feste
Vorgaben können die Kreativität zu sehr einschränken, daher wird
von einer solchen Vorgabe abgeraten (Gans 2008: 25).
Ein Angebot an sowohl thematischen als auch formalen
Möglichkeiten kann die Kreativität der Lerner jedoch unterstützen
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