Milli mála - 01.01.2012, Page 134
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POETRY SLAM UND SLAM POETRY
Umfang und die Gestalt der Texte entwickeln können (Anders
2011: 88f).
Im Rhetorischen Schreiben ergibt sich für Anders eine sehr gute
Vorbereitung auf das Verfassen eigener Slam Poetry.
Beim rhetorischen Schreiben werden Themen nicht allein nach subjektiven
Motiven […], sondern auch nach ihrer Bedeutung für das Publikum
gewählt [...]. Die Texte werden nicht – wie beim kreativen Schreiben –
allein aus dem Unterbewusstsein geschöpft, sondern mit Hilfen wie
Lexika, Recherchen hergestellt. Der Text wird der kollektiven Kritik
ausgesetzt […] und in weiteren Fassungen so lange verbessert, bis er der
Kritik standhält oder aufgegeben werden muss […]. Einen solchen Pro-
zess dürften auch Slam-Texte durchlaufen. (Anders 2011: 90)
Anders knüpft hier, wie Gans, an das Aristotelische Prinzip der
Rhetorischen Rede an und ist der Meinung, dass diese Form der
Vorbereitung wegweisend für die Lerner sein kann. Dadurch, dass
diese Schreibübung sehr leitend ist und von der Lehrkraft
unterstützend betreut werden muss und eine immer wiederkehrende
Kritikrunde stattfindet, kann sie den Lernern Halt geben und diese
ermuntern, sich auf das Genre Slam Poetry einzulassen.
Die Kritikrunde kann in der von Anders beschriebenen Form
jedoch auch frustrierend auf die Schüler wirken, so dass hier von der
Lehrkraft individuell darauf geachtet werden muss, dass die Lerner
nicht durch zu harte Kritik die Lust und den Spaß am Schreiben
verlieren.
Es ist wichtig, den Lernern im Vorfeld klar zu vermitteln, dass
„ein Slam-Text […] weniger argumentativ angelegt [ist]“ (Anders
2011: 91). Er ähnelt eher einer klassischen Festrede, in der es mehr
um Gemeinsamkeiten und Verbindendes zwischen Redner und
Publikum als um Argumente geht.
Wenngleich die Lehrkraft die Lerner nicht zu sehr in ihrer
Themen- und Formwahl der Texte einschränken sollte, ist es
wichtig, dass den Schülern Impulse gegeben werden. Diese können
durch unterschiedliche Dinge ausgelöst werden: Reizwörter, Bild-
impulse, Gegenstände, Musik, Erinnerungen oder konkrete, aber
doch abstrakte Fragestellungen, wie beispielsweise: „Wie wäre dein
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