Milli mála - 01.01.2012, Page 138
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POETRY SLAM UND SLAM POETRY
Grundgedanke von Schütz jedoch die Lerner, eigene Texte zu ver-
fassen, da sie sehr wohl in der Lage sind, gute inhaltlich gehalt -
volle Slam Poetry zu verfassen. Wenn den Lernern verdeutlicht
werden kann, dass sie keine perfekten Texte kreieren sollen, son-
dern Texte mit Aussage, kann ihnen ein großer Teil der Angst
genommen werden, da der Anspruch an die Fehlerfreiheit der Texte
nicht so hoch ist.
In einem letzten Schritt, dem Überarbeiten, wird die Textfassung
weiter ausgeschmückt oder nach unterschiedlichen Kriterien verän-
dert. Dieser Schritt ist eng mit der Phase des Formulierens ver-
knüpft. Es werden in beiden Schritten immer wieder Formulierungen
verändert, Widersprüche aufgehoben und Sätze dem Lese- bzw.
Sprechfluss angepasst sowie grammatikalische und Schreibfehler
herausgearbeitet und verbessert (Fix 2008: 36f). Dabei können fol-
gende Fragen an den Text hilfreich sein:
1. Ist die Rhythmik in dem Text gegeben, die er haben soll?
2. Stimmt die Grammatik?
3. Sind die verwendeten Metaphern passend eingesetzt und originell?
4. Sind die Metrik, die Reime, Strophenformen etc. bei Slam Poetry in
Gedichtform passend? (Es sei denn, sie sollen absichtlich ad absurdum
geführt werden.)
5. Gibt es Passagen, die zu ausführlich beschrieben und ausgeschmückt
wurden?
6. Gibt es im Gegenzug Passagen, die zu wenig beschrieben und ausge-
schmückt wurden und einer Überarbeitung bedürfen? (Schütz 2009: 66)
Das Revidieren und Überarbeiten kann in Gruppenarbeit erfolgen.
Durch die Perspektive von außen, die der anderen Lerner, kann der
Verfasser einen anderen Blickwinkel auf den Inhalt sowie auf die
stilistischen Mittel erhalten und mit Hilfe konstruktiver Kritik
Unstimmigkeiten erkennen und bearbeiten. Die Fähigkeit des Ein-
schätzungsvermögens, ob ein Text beim Publikum gut ankommt
und ob der Verlauf und die Erzählstruktur sinnvoll und schlüssig
sind, wird geschult (Willrich 2010: 141ff). Wichtig dabei ist, dass
diese Besprechung und das damit verbundene Vortragen des Textes
im Vorfeld mit den Teilnehmern abgesprochen ist. Manchmal ist es
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