Milli mála - 01.01.2012, Page 141
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JESSICA GUSE
Poetry Slam wäre für den Zuschauer nur halb so interessant, würden die
Poeten ihren Texten kein Leben einhauchen. Lebhaftigkeit wird auf
Bühnen durch die Performance erzeugt, mit der die Poeten ihre Texte
verstärken. Dazu gehört Tempi- und Lautstärkewechsel genauso wie der
Einsatz von Mimik und Gestik. (Willrich 2010: 145)
Diese rhetorischen Möglichkeiten müssen in jedem Fall im
Unterricht dieser Einheit angesprochen und geschult werden, um
es den Lernern zu erleichtern, die richtige Performance und Unter-
streichung ihrer Texte finden zu können. Dadurch wird weiterhin
das Selbstbewusstsein gegenüber ihren Texten und der Performance
gestärkt, da sie einen Leitfaden zur Umsetzung erhalten.
Willrich schlägt in seiner Arbeit eine Einführung anhand eines
Mitschnitts einer Live-Performance vor, der für die Lerner ohne
Ton abgespielt wird. Die Schüler können sich daher nur auf die
Mimik und Gestik konzentrieren. Diese Aufgabe ist gerade im
Fremdsprachenunterricht sinnvoll, denn dies ermöglicht es den
Lernern zu zeigen, was sie mithilfe von Körpersprache noch in ihre
Texte legen können. Anschließend kann darüber diskutiert wer den,
um welche Art von Slam Poetry es sich handelt, und über mögliche
Themen des Textes spekuliert werden. Ein zweites Ab spielen er-
folgt dann mit der Tonspur, um zu überprüfen, ob die Assoziationen
über den Text und die Intentionen des Slammers mit den tatsäch-
lichen übereinstimmen (Willrich 2010: 145). Dabei kann es sein,
dass die Lerner mit der Körpersprache des Poeten an dere
Assoziationen haben als die, die der Slammer auf der Bühne tat-
sächlich zu performen versucht. Dieser Fall zeigt keinesfalls eine
Schwäche auf einer der beiden Seiten auf, sondern weist lediglich
auf kulturelle Unterschiede in den Codes der Mimik und Gestik
hin. Aus diesen unterschiedlichen Codes kann man im Fremd-
sprachenunterricht wichtige Erfahrungen für die Lerner zie hen, da
sie auf diese Weise tiefer in die deutsche Kultur eindringen und ein
größeres Verständnis aufbringen können. Weiterhin laufen sie
nicht Gefahr, später auf der Bühne durch eine für den deutschen
Kulturraum unangemessene Gestik oder Mimik die Intention ihres
Textes für das Publikum zu verfälschen.
Übungen, wie sie im Improvisationstheater einstudiert werden,
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