Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1930, Blaðsíða 13
schnitten wurden. Nach Gregory ist das Fjordsystem der Fáröer voreiszeitlich und
deshalb kann es nicht der Eiszeit zugeschrieben werden. Seiner Meinung nach sind
die Fjorde und MeeresstraCen durch ein Netzwerk von Bruchen, also tektonisch ent-
standen, die durch eine Hebung der Erdkruste in spátmiozáner oder pliozáner Zeit
hervorgeruíen wurde.
Peacock schlieBt sich dieser Ansicht an und meint, daB die allmáhliche Ausarbei-
tung eines Gjovsystems im Laufe der Zeit ein Fjordsystem ergibt und zwar handelt
es sich nach ihm um ein álteres Gjovsystem. Die Fjorde und MeeresstraBen sollen
also auf die Auswitterung eines Gang- und Bruchsystems zuruckgehen. Sie werden
schon vor der Eiszeit vorhanden gewesen sein, und das Bruchsystem, das zur Bildung
der Fjorde und Sunde AnlaB gab, muB demnach einer Periode der Iírustenbewegung
angehören, die nach der vulkanischen Periode und vor der Eiszeit stattfand. Gegen
Ende der vulkanischen Periode, wahrscheinlich im Spátoligozán, lag das groBe Thule-
Basaltplateau, von dem die Fáröer heute nur noch ein kleiner Rest sind, vollstándig
uber dem Meeresspiegel auf einer Plattform archáischer und júngerer Gesteine. Wahr-
scheinlich schon bevor die vulkanische Tátigkeit völlig erschöpft war, begann sich das
Plateau zu senken. Der gröBte Teil kam unter den Meeresspiegel, und nur einige Teile,
wie die östlichen Basaltgebiete Grönlands, Island, die Fáröer und die inneren Hebriden,
wurden nicht mit versenkt. Die miozáne Senkung wurde nach Peacock abgelöst durch
eine pliozáne Hebung, die sich allerdings auf den Fáröern schwer beweisen láBt, denn
infolge der gegenwártigen Senkung geht die Abrasion so schnell vor sich, daB die Be-
weise fúr eine ehemalige Hebung verwischt und vernichtet worden sind. Die Fáröer
haben keinen Schelf, keine Strandlinien und Strandterrassen und keine Anzeichen
von mariner Brandung uber dem heutigen Meeresspiegel. Die Inseln werden seit jener
Zeit durch die Abrasion der Meeresbrandung randlich sehr staxk verkleinert worden
sein. Als Folge der ungleich hebenden Kráfte im Pliozán traten starke Krustenspan-
nungen auf, die ein Netzwerk von Brúchen hervorriefen. Diese wurden spáter aus-
gearbeitet und aus ihnen seien nach Peacock Fjorde und MeeresstraBen entstanden.
Das pliozáne Bruchsystem entwickelte sich zu dem gegenwártigen Fjordsystem durch
Vorgánge áhnlich denen, wie sie heute noch am Werke sind bei der Umwandlung der
Brúche und Gánge in Gjoven. Frost, Verwitterung, Schwerkraft, das Zusammen-
brechen wenig fester Gesteinspartien zwischen benachbarten Brúchen und Gángen,
marine Abrasion und vor allem die Erosion von Báchen, die in Nordwest- und Súdost-
Richtung von der Hauptwasserscheide aus ihren Weg nahmen, alles das wirkte darauf
hin, die pliozánen Spannungsklúfte in Gjoven, Gjovlinien und endlich in Táler, Fjorde
und MeeresstraBen auszuarbeiten. Dabei wird die fortschreitende pliozáne Hebung,
nachdem die Brúche entstanden waren, weiterhin neueTeiIe von Spalten und Gánge
der Erosion, Denudation und Erosion ausgesetzt und die Báche belebt haben, die die
Klúfte als Betten benutzten. In der Eiszeit folgte die lokale Vergletscherung der Topo-
graphie, die wahrscheinlich dieselbe war wie heute, und durch Abrasion und den Trans-
port von losem Material wurde das Werk der pliozánen Erosion vervollstándigt.
Das Hauptergebnis der Studie Peacocks ist demnach die Annahme, daB die Fjorde
und Sunde der Fáröer aus einem álteren Gjovsystem, also tektonisch, entstanden seien.
Gegen diese Ansicht hat sich William Morris Davis1 gewendet, der ebenso wie James
Geikie eine starke Eiserosion auf den Fáröern zur Eiszeit annimmt und die Fjorde
als Trogtáler betrachtet, in die das Meer eingedrungen ist, wáhrend GroBmann und
Lomas nur eine geringe diluviale Vereisung der Inseln annahmen. Trotzdem könnten
die voreiszeitlichen Táler, in die das Eis eindrang, sie vertiefte und erweiterte, durch
ein álteres Bruch- und Gangsystem, das vor der Eiszeit zu Gjoven auswitterte, ent-
standen sein. Jedenfalls ist die ausgesprochene Nordnordwest-Súdsúdost-Richtung,
die die Mehrzahl der Sunde und Fjorde besitzen, auffallend und lieBe sich durch Brúche
und Gánge, die ausgearbeitet wurden, erkláren.
1 Geographical Review, Oktober 1928, S. 676.
11