Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1930, Blaðsíða 28
Hans Reck wendet sich dem wichtigen Problem der Erklárung der Basaltdecken-
bildung in seinem Beitrag flber „Masseneruption” (S. 24—49) zu und versucht den Nach-
weis, dafi neben der Lava-Förderung der Schildvulkane und Spaltenausbrflche vor
allem auch Arealausbröche als Quellen íttr die ungeheuren Basaltmassen zu betrachten
seien. Als Anzeichen solcher nimmt er regellose, aber raumlich meist gut abgegrenzte
Kratergruppen an: ,,die Summe der flber der Kopfflache eines Eruptionslakkolithen
lokalisierten, zeitlich zusammengehörigen Durchbrflche". Der Oberflachenapparat
wird als monogen angesehen, die leichte Zerstörbarkeit der oberfláchlichen Krater-
bildungen wird hervorgehoben. Zugleich wird gezeigt, daB keineswegs immer flflssige
Lava (und wenn, dann nicht immer groBe Massen davon) gefördert werden.
Die sehr bemerkenswerten Ausfflhrungen sind nicht nur fur die islandische, son-
dern auch fflr die allgemeine Vulkankunde von Bedeutung.
Mehr in Einzelheiten geht der Beitrag von W. Otting flber „Neue Forschungen im
Gebiet zwischen Hofsjökull und Langjökull" (S. 50—72). Diese mit einer sehr dankens-
werten Kartenskizze (S. 51) versehene Arbeit teilt eine groBe Menge wertvoller Beob-
achtungen flber den Kjölur, die Moránenebene zwischen Hofs- und Langjökull, mit,
wobei auch der Vegetationsverteilung und den abtragenden Kraften (Wind, Wasser,
Schneeschmelze) eingehend gedacht wird. Fflr die Inselberge der Umgrenzung wird
eine tektonische Entstehung abgelehnt und der Arbeit exogener Kráfte sowie der
Gesteinsbeschaffenheit groBe Bedeutung beigelegt.
F. Dannmeyer berichtet (S. 73—87) flber die beiden strahlungsbiologischen deutschen
Islandsexpeditionen 1926 und 1927, die wertvolle Ergebnisse gezeitigt haben. So
konnte u. a. durch die Beobachtungen festgestellt werden, daB die Ultraviolettstrahlung
des Himmels auf Island weit höher war als in Davos. Ein Vergleich der Háufigkeit
des Vorkommens von Rachitis auf den Fáröern und ihrer Seltenheit auf Island zeigte
nun, dafl die frflhere Erklárung letzterer Erscheinung (durch den gflnstigen EinfluB
der Fischnahrung, besonders des Genusses von Dorschlebertran) nicht standhált, weil
auf den Fáröern dieselbe Nahrung gebráuchlich ist, so daB wohl die Strahlungsdifferenz
zwischen beiden Gebieten zur Erklárung heranzuziehen ist. Offenbar ist der kurze
Islandsommer von groBer biologischer Wirksamkeit. Eingehender kommt hernach
G. Gmelin (S. 88—94) auf die medizinische Seite dieser Frage und auf die islándische
Tuberkulose zurflck. Joh. Georgi, der dritte Teilnehmer genannter Expeditionen 1926/27,
macht (S. 95—101) sehr interessante Mitteilungen flber die Ergebnisse der angestellten
meteorologischen Untersuchungen, wobei u. a. ein nach Sflden gerichteter Luftausbruch
im Jugendstadium durch Reihen von Höhenmessungen erkannt worden ist.
Rose Stoppel bespricht in einem inhaltsreichen, anregenden Aufsatze (S. 102—115)
den „ Jahreszeitlichen und tageszeitlichen Rhythmus der Lebewesen im Lande der
Mitternachtssonne", wobei auch áltere Anschauungen erfreulicherweise mit heran-
gezogen werden. Die Verf.n kommt bei ihrer Untersuchung zum Ergebnis, daB weder
die Temperaturschwankungen noch der Lichtwechsel als Ursache der beobachteten
Rhythmik in Frage kommen, daB aber auch der Umweltsfaktor auszuschalten ist.
Vielmehr ist als Ursache der rhythmischen Erscheinungen der EinfluB der Sonne auf
das elektrische Feld der Erde anzunehmen.
W. Lamprecht gibt (S. 116—125) eine sehr interessante Schilderung der Vegetation
des Odaðahraun, wobei sehr schön herausgearbeitet wurde, daB „klimatische und eda-
phische Faktoren in ihrem EinfluB auf die Vegetation durch die Plastik des Bodens
beeinfluBt werden". In der in Form einer Reisebeschreibung gebotenen Schilderung
wird auch (S. 123) des jflngsten Ausbruchs der Askja 1921 gedacht.
Uber Islands Lage zur polaren Waldgrenze hat C. Wigge gearbeitet (S. 127—I32a),
der vor allem eingehend der Torfhflgel („þúfur") gedenkt. Er zeigt sodann, daB weder
vom pflanzengeographischen noch vom bodenkundlichen Standpunkt aus die baum-
lose Vegetation eine echte Tundra ist, um so mehr, als auch kein ewig gefrorener Boden
vorhanden ist, der nach Vernichtung des Waldes aufsteigen wflrde und damit dem
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