Saga - 1976, Qupperneq 76
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ÁSGEIR GUÐMUNDSSON
Wahlergebnisse fur die „Nationalgesinnten":
1. Stadtratswahlen in Reykjavík (Jan. 1934): 2,8% der abge-
gebenen Stimmen, keinen Reprasentanten.
2. Parlamentswahlen 1934 (vertreten in 3 von 27 Wahlkreisen):
In Reykjavík 1,4%, in Siidwest-Island 4,4%, auf den West-
mánnerinseln 4,1%, keinen Reprásentanten.
Insgesamt 0,7 % aller im Lande abgegebenen Stimmen erhalten.
3. Parlamentswahlen 1937 (vertreten in nur einem Wahlkreis) ;
In Sudwest-Island 4,9%, keinen Reprásentanten.
Insgesamt 0,2% aller im Lande abgegebenen Stimmen erhalten.
4. Stadtratswahlen 1938 (vertreten in Reykjavík und auf den
Westmánnerinseln):
In Reykjavík 1,4% aller abgegebenen Stimmen, auf den
Westmánnerinseln 3,4%, keinen Reprásentanten erhalten.
Fiir diese Misserfolge wurde jeweils die Unabhángigkeitspartei
verantwortlich gemacht.
Vier Jahre hindurch, von 1934 bis 1937, besassen die „National-
gesinnten" einen Vertreter im Studentenrat der Universitát Islands.
1936 war fur die Nationalgesinnten der Höhepunkt ihres Einflus-
ses: 300 Namen erscheinen auf den Mitgliederlisten (bei 116 880
Einwohnem in Island).
Die meisten Parteimitglieder waren im Alter zwischen 15 und 20,
hatten also kein Wahlrecht. Die Anhángerschaft fand die Partei
vor allem unter den Schiilern der weiterbildenden Schulen in
Reykjavík, sowie in geringerem Masse aus den Gruppen der Arbeiter,
Fischer, Handwerker und Verkáufer. In Reykjavík war die Orts-
gruppe am stárksten, in 7 anderen Orten gab es Zweige mit sehr
geringer Mitgliedschaft.
Es ist damit klar, dass die „Partei der Nationalgesinnten“ in Is-
land von einer kleinen Minderheit getragen wurde und ohne jeden
Einfluss blieb.
Nach den Stadtratswahlen vom Januar 1938 in Reykjavík begann
sich die Partei aufzulösen. Um die Jahreswende 1938/39 bestand
sie nicht mehr. Bis 1944 traf sich eine lose Gruppe. Als jedoch
klar war, dass die Deutschen den Krieg verlieren wiirden, ver-
schwand auch sie.
Der geringe Widerhall, den die „Nationalgesinnten" hatten, lag
wahrscheinlich daran, dass es ihnen an tiichtigen Parteifiihrem ge-
fehlt hat. Die Islánder scheinen fiir die Botschaft des Nazismus
unempfindlich gewesen zu sein, denn die „Partei der Nationalge-
sinnten“ war zu keinem Zeitpunkt etwas anderes als eine Sekte ohne
Gefolgschaft und Einfluss.