Mitteilungen der Islandfreunde - 01.03.1935, Blaðsíða 1

Lobgesang
von D&víð Stefánsson frá Fagraskógi
Ich beuge mein Knie und segne dich, Mutter Erde;
Ich segne die Kraft, mit Leben und Geist dich zu riisten.
Was denkt in mir, wird tausendfach Dankgebárde,
Und doch bin ein Sohn ich der kalten und nördlichsten Kiisten.
Wie heilig dein Feuer — wo spiir ich so heiB das wie hier ?
Wie reich du mich liebst, wie milde und treu du erfunden;
Gliick heiBt mir nur, zu jauchzen und schauern mit dir;
Der scheitert nicht, der dir im Geiste verbunden.
Ich beuge mein Knie und segne dich, groBes Meer,
Dein kindliches Blau, dein riesisches Sturmgedránge;
Ich ehre die Macht, den Glanz, der aus Tiefen her
Die Sterblichen streift — und deine Worte und Sánge.
GroB der Gedanke, der Seele und Bild aus dir zeugt,
Schöner das Lied, in dem rauschende Woge ertönt,
Mein Traumschiff treibst du auf deiner Wellen Geleucht...
Wer Kraft und Schönheit beschwört, wird zum Sieger gekrönt.
Ich beuge mein Knie und segne dich, goldnes Gestirn;
Du wandelst Náchte zum Tag und Freuden aus Tránen,
Du heilst und wármst und schiitzest vor Eis und Firn,
Geheimniskraft — entriickt allem Rátseln und Wáhnen.
Du schwingst mein Herz empor hoch iiber Siinde und Tod,
Gibst Mut meiner Seele und fachst ersterbende Glut,
Ich fiille zum Rand meine Schale, von Licht umloht,
Lebendigkeit schöpf ich aus deiner Ewigkeitsflut.
Aus NÝ KVÆDI, Reykjavík 1929. llbers. v. R. Pri nz
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