Mitteilungen der Islandfreunde - 01.03.1935, Blaðsíða 23

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.03.1935, Blaðsíða 23
ermefilichen Weiten, in dem Land mit den langgezogenen Gebirgsketten, den leuchtenden Gletschem und tosenden Wasserfalien. Drei Monate wollten wir in Island bleiben. Das war einfach ein Gedanke, der einesTages da war, und nun verwirkhcht wurde. Es árgerte mich, dafi wir so gefragt hatten. Wir safien im geráumigen Ateher Einarssons und hörten von einem neuen Yersuch, der eben von zwei Österreichern, zwei Schweden und einem Deutschen untemommen worden war. tíber den im Sommer wohl noch nie begangenen Sudwestteil des Gletschers suchten Bie zum Rrater vorzudringen. Es war ihnen kein Erfolg beschieden. Sie kamen mit ihren schweren Schhtten nicht tiber die áufierst zerkltiftete Randzone hinaus. All das steigerte unser Interesse ftir den Gletscher noch mehr. Wir schlossen ganz richtig: die Gepáckfrage ist im Sommer das Problem. Einmal ist sehr gute Ausrtistung gegen Kálte und Násse vonnöten, denn der Vatnajökuh ist seiner Wettersttirze wegen bekannt und ge- ftirehtet. Selbst im Sommer treten auf diesem etwa 2000 m hohen Inlandeis máchtige Schnee- sttirme auf, die dann aherdings meist nur einige Tage dauern, wáhrend im Winter Wochen daraus werden können. Sodann mufi das Gepáck auf ein Minimum an Gewicht beschránkt bleiben, weil man nur mit kleinen beweghchen Schhtten und geringer Last eine Möghchkeit hat, durch das aufierst zerrisseno Randgebiet ins Innere vorzudringen. Als Dr. Herrmann, der eben mit den Österreichem und Schweden zurúckkam, sich bereit erklárte, erneut einen Versuch zu unternehmen, fuhren wir drei an einem sonnigklaren August- tag mit dem Auto von Reykjavik durch den Stidwestteil des Landes nach dem ungefáhr 180 km entfernten Handelsplatz Vik an der Súdktiste. Von hier aus wurde die Reise abwechs- lungsweise mit Autos und Pferden fortgesetzt bis Kálfafell, oinem kleinen Gehöft am Stid- rand des Vatnajökull. Unter grofien Mtihen hat hier der islándische Staat durch ausgedehnte Lavafelder gute Fahrwege gebaut. Es ist unglaubhch, was der Islánder bei solchen Fahrten seinen Autos zumutet, und was er mit ihnen leistet. Mitunter áhnelt solch eine Reise mehr einer Motorbootfahrt. Mit bestaunenswerter Geschickhchkeit werden selbst vollbesetzte Omnibusse, denen das Wasser bis tiber die Trittbretter reicht, durch den reifienden Bach gelotst. Wohl gibt es Brticken in Island, aber meist nur in der Náhe der Hauptstadt. Da, wo das Auto nicht mehr durchkommt, springen die kleinen mutigen Ponys ein. Es ist viel be- quemer, auf ihnen Báche zu durchqueren, als zu Fufi halb watend, halb schwimmend. Aber beides hat seine Reize, davon konnten wir uns spáter öfters lebhaft tiberzeugen. Von Kálfafell zog unter strömendem Regen unsere kleine Karawane los: vier Reitpferde und drei Packpferde. Nach sechssttindigem Ritt durch dtistere Aschenfelder löste sich eine máchtige Wand aus den grauen Wolken heraus: wir standen an der Eisfront. Ein Sonnen- strahl fiel darauf; vielleicht ein gltickverheifiendes Zeichen! In einem 40—60 m hohen, schuttbedeckten Bruch sttirzt das Inlandeis zur Endmoráne ab. An einer geeigneten Stelle der Moráne auf dem westlichen Ufer der Djupá (auf deutsch: tiefer FIuB) errichteten wir unser Hauptlager. Stefan, der Bauer von Kálfafell, hatte uns hierhergebracht. In 14 Tagen sollte er uns wieder abholen. Nun verschwand er eben mit seinen braven Pferden hinter einem der máchtigen Moránenztige. Wir waren allein. Da wichen die Nebel zurtick und gaben den Blick frei: aus einem gewaltigen Gletschertor schiefit die Djupá in wilden Wirbeln unterm Eis hervor und bildet máchtige Stromsclinellen. Hart am Eisrand fliefit sie dann etwa 80 m breit nach Stiden und wálzt die abgerissenen Eisblöcke mit sich. Nur wenige 100 m, dann sttirzt sie sich in einem wilden Wasserfall tiber 20 m hohe Fclsen, entfernt sich vom Gletscher- rand und schwingt sich ihm mehrere Kilometer stromabwárts im weiten Bogen wieder zu. Im Norden und Nordosten versperren Schutthalden uns die Sicht. Zwischen Gletscherrand und Djupá am grofien Wasserfall schlugen wir am 14. August unser Zelt auf. Es war eine klare, kalte Augustnacht, in der uns immer wieder das eintönige Rauschen des Baches ein- schláferte, bis uns das Krachen und Bersten der sttirzenden Eisblöcke wieder weokte. Als wir am andern Morgen uns erhoben, da hatten unvermerkt die Melodien dieser herben und doch grofiartigen Landschaft in uns Resonnanz gefunden. Ihr gehörten wir nun an, und mit 183

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