Læknablaðið - 15.11.1958, Blaðsíða 30
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LÆKNABLAÐIÐ
eine Aufpropfung neuer Aller-
gene gegeben sind.
Von grosser, gleiclisam pro-
phylaktischer Bedeutung sind
Antihistaminica in solchen Fál-
len von Asthma, die mit beson-
derer Pollen-Allergie kombi-
niert, zur Zeit der Heuernte eine
starke Zunahme der Schwere
und Háufigkeit der Anfálle er-
lcennen lassen. Die sozial gut
gestellten und reichen Menschen
dieser unglucklichen Kombina-
tion von Asthma plus Heu-
schnufpen fluchten in Deutscli-
land zur Zeit der Gráserblúte
auf die Nordsee-Inseln, auf
denen sie nieht nur die allergen-
freie Luft geniessen, sondern
meist aucli ein gepflegtes Club-
lehen. Mit einem Wort: Aller-
gie und Psychosomatik reichen
sich die Hand zum Wohle des
Patienten. Diejenigen mit weni-
ger Geld und weniger Urlauhs-
zeit nelnnen ihre oft wirkungs-
volle Zuflucht zu den Antihista-
minen. Es giht zur Zeit auf dem
internationalen Arzneimittel-
markt etwa 300 Antihistamini-
ca-Práparate. Zu trennen sind
praktisch 2 grosse Gruppen: die
Tages-Antihistaminica mit feh-
lender oder nur gering sedie-
render Wirkung. Zum zweiten
die stárker sedierenden Anti-
histaminica, die am Tage hei
Autofahrern und hei Arheitern
an heweglichen Maschinteilen
nur mit grosser Reserve gege-
ben werden durfen, die sicli da-
her fúr die Nacht hesonders gut
eignen.
Wie schon gesagt, fúhrte der
Phenothiazinweg u.a. iiher das
Atosil zum Megaphen, ein Deri-
vat, das pharmakologisch und
klinisch folgende Eigenscliaften
in sich vereinigt: es ist stark
adrenolytiscli, vagolytisch, spas-
molytisch und ist gangliople-
gisch wirksam. Weiterhin ist es
ein starkes Antikonvulsivum
und Antiemeticum; es senkl
Körpertemperatur und Stoff-
wechsel; die antihistaminische
Wirkung dagegen ist selir
scliwach. Sie sehen an diesen
Eigenschaften, dass das Mega-
phen peripher und zentral an-
greift. Das Indikationshereicli
ist wegen der vielseitigen An-
griffspunkte sehr gross — in
kurzer Zeit vielleicht nur allzu
gross geworden. Ein weites An-
wendungsgebiet liegt verstánd-
licherweise in der Psychiatrie.
Dies hat dazu gefiihrt, dass die
weitaus lautesten Kliniken der
frúheren Zeit zu den leisesten
geworden sind -— durch Mega-
phen, das die sonst Unruhigsten
jetzt schlummern lásst und in
vielen Fállen die robuste Elek-
troschocktherapie ahgelöst hat.
Auf internem Gehiet ist es
vor allem das Asthma bron-
cliiale, das in den direkten Indi-
kationskreis des Megaphens ge-
hört. Derjenigen Therapeuten-
gruppe, die das Megaphen hei
der Unzalil der vegetativen Dys-