Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.2010, Page 96
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Wilhelm Heizmann
sunt dies ut pareret, et peperit flium suum [Lk 2,6 f.]) sowie die Taufe
und die Namensgebung. Zusatzlich fiigt der Islander schon hier einen
Hinweis auf die besondere Zuwendung des kleinen Bernhards zur
Gottesmutter ein (elskandi vara fru sanctam Mariam af gilu hjarta).
2. Die hier zunachst geschilderten Umstande von Elerins Tod stim-
men weitgehend mit der Vita prima (n, 5) iiberein.50 Die darauf føl-
gende Erscheinung seiner Mutter als Beweis fur ihr Leben bei Gott
hat dagegen kein unmittelbares Gegenstiick. In der Vita ist vielmehr
an spaterer Stelle davon die Rede (m, 9), dafi Bernhard in Gedanken
an seine Mutter das schlechte Gewissen plagt, weil er sich von seinen
Briidern dazu hatte verlocken lassen, sich mit der weltlichen Wissen-
schaft zu befassen und sie ihm mit ihren Ermahnungen gleichsam vor
Augen zu treten schien.51 Ihre Klage allerdings, sie hatte ihm nicht
50 Obdormivit autem psallentibus clericis qui convenerant, et ipsa panter psallens, ut in
extremis quoque, cumjam vox ejus audiri non posset, adhuc moveri labia viderentur, et
linguapalpitans Dominum confiteri. Demum interlitaniaesupplicationes, cum diceretur,
Per passionem et crucem tuam libera eam, Domine, elevans manum signavit se, et
emisit spiritum, ita ut manum non posset deponere quam levaverat. (Mabillon (Ed.)
1833, Sp. 230) ‘Sie entschlief unter dem Psalmengesang der Geistlichen, die herbei-
gekommen waren und denen sie sich singend angeschlossen hatte. Ja, in den letzten
Ziigen noch, da ihre Stimme kaum mehr horbar war, schien es, als bewegten sich
ihre Lippen und als zuckte ihre Zunge noch ein Lob auf Gott. Endlich, als wahrend
der Litanei die Anrufung gebetet wurde: “Durch dein Leiden und Kreuz — erlose
uns, o Herr!”, erhob sie die Hånd, bekreuzte sich und gab ihren Geist auf — so
unmittelbar, dafi sie die erhobene Hånd nicht mehr senken konnte.’ (Sinz (Ubers.)
1962, S. 39 f.).
51 Ubi vero de conversione tractantem fratres ejus, et qui carnaliter eum diligebant, persen-
serunt; omnimodis agere coeperunt, ut animum ejus ad studium possent divertere litte-
rarum, et amorescientiae saecularissaeculo arctius implicare. Qua nimirum suggestione,
sicut fateri solet, propemodum retardati fuerantgressus ejus: sed matris sanctae memoria
importune animo ejus instabat [...] ita ut saepius sibi occurrentem videre videretur, con-
querentem et improperantem [...]. (Mabillon (Ed.) 1833, Sp. 2316) ‘Sobald aber seine
Bruder, die ihn in irdischer Weise liebten, dahinterkamen, er trage sich mit dem