Jökull - 01.12.1983, Blaðsíða 31
nach Island zu ermöglichen. An Maurer erinnert
noch sein Grab aufdem Alten Siidlichen Friedhofin
Miinchen.
Ferdinand Zirkel (Abb. 4)
Nur wenig spáter, 1860, fiihrten ein Mineraloge,
Ferdinand Zirkel, und ein Ornithologe, William
Preyer, eine Forschungsreise nach Island durch.
Mit ihren Untersuchungen wurden sie bald danach
promoviert. Dr.-Arbeiten mit einem islándischen
Thema sind heute etwas Gewöhnliches - damals
jedoch war das sehr selten.
Ferdinand Zirkel (1838-1912) studierte Natur-
wissenschaften in seiner Geburtsstadt Bonn. Als
besondere Lehrer dort erwáhnt er in seiner
lateinisch geschriebenen Dissertation (1861) die
Geologen Gustav Bischofl, Jakob Noeggerath und
Gerhard v. Rath; er widmete sie dem damals schon
73 Jahre alten Noeggerath. Der Titel lautete: De
geognostico Islandiae constitutione observationes
(Beobachtungen iiber die geognostischen Verhált-
nisse Islands).
Damit legte er wohl die ersten Grundlagen fur
eine chemisch-petrographische Differenzierung der
islándischen Vulkanite. Bei dem Englánder Henry
Clifton Sorby (1826-1908), “father ofmicroscopical
petrography“, mit dem er persönlichen Kontakt
hatte, hat er viel gelernt iiber die damals beginn-
ende Mikroskopie mit DunnschlifTen. Zirkel wurde
Professor der Mineralogie und Petrographie im
galizischen, damals österreichischen Lemberg,
Abb. 4. Ferd. Zirkel (1860)
dann in Kiel und 1870 in Leipzig. In der Leipziger
Zeit Zirkefs weilte auch Thoroddsen einige
Monate (1885) dort. Er erwáhnt in seinen Erinner-
ungen auch Zirkel, der durch sein grundlegendes,
zuletzt 3bándiges Lehrbuch der Petrographie
schon damals weit bekannt war. Weit engere
Verbindungen Thoroddsen‘s bahnten sich in
Leipzig jedoch mit dem hochangesehenen Geolog-
en und Geographen Ferdinand von Richthofen an.
1909, nach seiner Emeritierung, zog Zirkel in
seine Heimatstadt Bonn. An ihn erinnert sein
Grabstein auf dem Alten Friedhof in Bonn. Dieser
Friedhof enthált eine ganze Reihe von Grabstátten
bedeutender Persönlichkeiten, auch von Geologen
(so auch die von den oben genannten Lehrem
Zirkefs). Der Grabstein zeigt ein Kopfreliefund die
beziehungsreiche Inschrift “Deren Natur deine
Forschung Leben gab, sie bleiben ein Denkmal dir:
Erz und Stein“.
William Preyer
Zirkefs Freund und Reisegenosse in Island,
William Th. Preyer (1842-1897) war gebúrtiger
Englánder, aber er besuchte deutsche Schulen und
studierte u.a. in Bonn Medizin. Nebenbei wurde er
1862 Dr. phil. in Heidelberg mit einer Dissertation
“Uber Plautus impennis (Alca impennis L.)“. Das
ist der beruhmte Riesenalk (heute: Pinguinus im-
pennis), der islándische geirfugl, der zu jener Zeit
“spurlos von der Erde verschwunden“, aber aus-
gestopft seit einigen Jahren ein wertvolles Schau-
stúck im Naturkundemuseum Reykjavik ist. Preyer
schloss sich der Meinung an, dass der Riesenalk
“nicht ausschliesslich durch den Menschen aus-
gerottet wurde“, sondem der bereits fast ausge-
storbene Vogel 1830 durch die Vulkaneruptionen
auf den Felsenklippen súdwestlich von Reykjanes
den “Todesstoss“ erhielt. Preyer war spáter Pro-
fessor der Physiologie in Jena und Berlin. Er starb
in Wiesbaden.
Konrad Keilhack
Mit Konrad Keilhack (1858-1944) stehen 1883
zum ersten Mal bei einem deutschen “geologi-
schen“ Islandreisenden nicht so sehr die Vulkane
und ihre Lavaströme im Vordergrund, sondem
deren Nebenerscheinungen (wie z.B. die heissen
Quellen) und vor allem die glazialen Bildungen.
Keilhack stammte aus der norddeutschen “Dilu-
vial“-Landschaft nördlich vom Harz; allerdings
war sein geologisches Interesse anderswo geweckt
worden, auf dem Gymnasium in Gera im paláo-
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