Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.2010, Side 28
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Kolbrun Haraldsdottir
reason to doubt that he had an agenda at all or that his agenda
would escape the notice of the manuscript’s audience.
Sie schiebt Einwånde dieser Art jedoch beiseite und verweist auf die
Kirchenbauten des Mittelalters, wo verschiedene Teile der Kirchen aus
unterschiedlichen Zeiten stammen und alles bunt durcheinander geht,
der Gesamteindruck, der dabei entsteht, aber umso starker ist; genauso
verhalte es sich mit mittelalterlichen Texten wie der Flateyjarbok.33
— Mit Erklarungen dieser Art kann man selbstverstandlich alle Wi-
derspriichlichkeiten beiseite wischen und immer genau das, was man
will, aus einem Text herauslesen. Es steht allerdings zu befiirchten,
daft die Zweifel, die Rowe anmeldet, ihre Berechtigung haben, und
dafi die “agenda” Jons in Wirklichkeit nicht von ihm stammt, sondern
von Rowe.
b. Die O lafs saga Tryggvasonar hin mesta in der Flateyjarbok ist eng
verwandt mit einer O lafs saga Tryggvasonar in der Handschrift am 62
fol. aus der Zeit um 1370. Die Texte in am 62 fol. und in der Flateyj-
arbok sind jedoch nicht identisch, die Hauptvorlage der Olafssaga in
der Flateyjarbok war aber ein Text, der weitgehend dem Text in 62
entsprach, und deshalb kann man dieses Manuskript zum Vergleich
heranziehen, wenn man die Abweichungen in der Flateyjarbok bestim-
men will; allerdings ist dies nur fiir gut die Halfte des Textes moglich,
denn zwei Fiinftel der Olafssaga in 62 sind verlorengegangen.34 Ver-
gleicht man die Olafssagatexte in am 62 fol. und in der Flateyjarbok
miteinander, so wird deutlich, dafi Jon Forbarson dort von seiner
Olafssaga-Vorlage abgewichen ist, wo weltliche Texte eingeschoben
worden waren, die man aber gleichzeitig stark gekiirzt hatte, wie bei
33 Rowe 2005, S. 200-204, Zitate S. 203.
34 Zu am 62 fol. siehe diafur Halldorsson 1963; Nachdruck mit einem “Eftirmåli’
diafur Halldorsson 1990, S. 51-72; diafur Halldorsson 2000, S. lxxxvi-cxii.