Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.2010, Síða 68

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Wilhelm Heizmann
Lebensgeschichte und Mirakel firmiert als Marin saga, die Lebensge-
schichte Marias als Marienleben oder kurz Vita, die Marienmirakel
und Marienlegenden als Marienmirakel bzw. Mirakel.8
Irrefiihrend ist weiter, wenn McGuire Ungers Mirakelsammlung
unter Hinweis auf einen Aufsatz Ole Widdings als die vielleicht um-
fangreichste Sammlung in der mittelalterlichen Literatur9 anspricht.
Ole Widding10 bezieht sich damit nicht etwa auf Ungers Sammlung
in ‘Mariu Saga’, sondern auf zwei ganz bestimmte Handschriften,
die Stockholmer Handschrift Holm perg 14to sowie am (334—635 4tox
(01700—1725), die 510 Blatter umfassende, sehr sorgfaltige Abschrift
einer verlorengegangenen Handschrift vom Ende des 14. Jahrhunderts
durch Pastor Eyjolfur Bjornsson.11 Zudem erklart sich der enorme
Umfang von Ungers Edition, immerhin 1222 Seiten, nicht zuletzt
durch deren planlose Anlage. Er begann namlich mit der Veroffent-
lichung seiner Edition in vier Einzelheften, ohne sich vorher einen ge-
nauen Uberblick iiber den Inhalt der von ihm herangezogenen Hand-
schriften verschafft zu haben. Ein aufmerksamer Leser wird diese
Tatsache zwar auch Ungers eigenem Vorwort entnehmen konnen,12
das eigentliche Ausmafi des Mifigeschicks offenbart sich aber nur
dem, der sich eingehender mit der Handschriften-Uberlieferung be-
schåfiigt. Ich will dies zunachst am Beispiel des Marienlebens illu-
strieren. Unger unterschied zwei Redaktionen. Welche Handschriften
den beiden Redaktionen zuzuordnen sind, ist Ungers Ausgabe nicht
8 Zur Terminologie vgl. Hilg 1987, Sp. 19.
9 “probably the largest collection of Mary miracles we find in medieval literature”
(McGuire 1991, S. 205).
10“MarD* og MarE indeholder de største samlinger af Marialegender, der mig
bekendt findes på noget europæisk folkesprog.” (Widding 1961—1977, S. 9).
“Kålund 1894, S. 46; Unger (Udg.) 1871, S. xiii-iv.
12 “Hvad den Form angaar, hvori Bogen er udgiven, da vilde denne være bleven noget
anderledes, dersom Udgiveren havde havt det hele Material samlet, før Udgivelsen
paabegyndtes.” (Unger (Udg.) 1871, S. xxxx).