Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.2010, Síða 79
Liebe und Durst
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1. In jener Burg Burgunds, die Kastelio heifit, lebte ein sehr bedeu-
tender Herr, Oscelin mit Namen. Er hatte eine vornehme Ehefrau,
3 die Elerin hiefi. Diese Eheleute fiihrten beide in ihrem Stand ein
gottesfurchtiges und rechtschaffenes Leben, Gott dienend mit Gast-
freundschaft und dem Verteilen von Almosen. So geschieht es zu einer
6 Zeit, dafi Frau Elerin schwanger geworden ist und einen Knaben im
Schofie tragt. Und als sie mit der Leibesfrucht geht, traumt sie eines
Nachts, ein Hiindchen belle in ihrem verschlossenen Leib, und weiter,
9 dafi sie zu sehen glaube, wie seine Farbe ist: ganz weifi bis auf eine
etwas rotliche Stelle am Riicken. Und als die Frau sich sehr dariiber
wundert, steht neben ihr ein Engel Gottes so sprechend: “Elerin, wun-
12 dere dich nicht, denn das Kind, das du unter dem Herzen tragst, wird
spater seine Stimme gegen die Feinde Gottes erheben, einhergehend
weifi in wahrer Keuschheit, gerotet als Vorbild der Leidensfahigkeit.
J5 Das ist die Erklarung deiner Vision, auch wenn es noch eine Weile
dauern wiirde, bis sie eintråte.” Als ihre Zeit gekommen war, gebiert
Frau Elerin einen schmucken Knaben; er wird getauft und Bernhard
28 genannt. Sobald er in ein verståndiges Alter gekommen ist, wird er
in der genannten Burg unter einem beriihmten Lehrer in die Schule
gegeben. Er ist gehorsam gegeniiber Vater und Mutter und allen,
21 die ihm Gutes lehren wollen, friih gottesfurchtig, unsere Frau Sankta
Maria liebend von ganzem Herzen, sobald sich sein Verstand zu regen
beginnt.