Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.2010, Side 87
Liebe und Durst
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der Liebe zu beschreiben, die diesen Mann, Abt Bernhard, wegen
der Gewåhrung so iibergrofter Gaben erfiillte, hiermit beim Abschied
33 empfangend den freundlichen Segen der Konigin. Diese gesamte Er-
scheinung gewahren der allmachtige Gott und die gesegnete Maria
den Briidern, die Abt Bernhard begleitet hatten, ganz genau zu sehen.
36 Und als er, zu ihnen zuruckgekehrt, bemerkt, dafi sie die Erscheinung
bewundern, kaum wagend, ihn anzublicken, gebietet er ihnen kraft
des (geschuldeten) Gehorsams, daft sie dieses Ereignis niemandem
39 berichten, solange Abt Berhard leibhaftig lebe.
5. Nach dieser Erscheinung war seine Zunge so befahigt, geweiht
und geschickt flir gottliche Worte, da ft seine Darlegung heiliger Bii-
3 cher wie das Mark der Schriften ist, insbesondere empfangend, unsere
Frau mehr als andere Meister mit von Herzen kommenden Erkla-
rungen und wertvollen Einsichten zu loben. An einer Stelle spricht
6 er so: “Jesus, der Sohn des lebendigen Gottes, nahrt sich nun zwi-
schen Lilien, er der sich einst im Leib der Jungfrau Maria nahrte, er-
hoht sitzend zwischen ihren mannigfaltigen guten Eigenschaften und
9 Tugenden, das waren die Liebesgaben der Jungfraulichkeit und die
weiftesten Lilien der Demut.33 Nun hore sogleich den, der zwischen
Lilien einhergeht, im Evangelium so sprechend: “Dort wo zwei oder
12 drei sich in meinem Namen versammelt haben, bin ich mitten unter
ihnen [Mth 18,2].” Jesus liebt es immer, in der Mitte zu sein. Er flieht
33 Vgl. zu dieser problematischen Stelle den Kommentar unten S. 99—101.