Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.2010, Blaðsíða 112
102
Wilhelm Heizmann
auf der Sagakonferenz in Helsingør galt." Nur in der altislandischen
Version der Bernhardpredigt heifit es von Jesus, er sitze in Marias Leib
erhoht zwischen ihren mannigfaltigen Tugenden (upp sitjandi millim
margfaldra hennar dyggda ok mannkosta), und weiter, er fliehe die Ehre
des Hochsitzes (flyr hann hasdtis sømd).
Auch im Weiteren folgt der islandische Text der bernhardschen Pre-
digt und kombiniert Versatzstucke aus Kap. 17 mit solehen aus Kap. 18.
Die Bitte an die Glaubigen, alle Dornen auszurotten und schone Lilien
iiber unser Herz zu pflanzen, damit Gottes Sohn herabsteige und in
uns Platz nehme,100 wird mit der AufForderung verbunden, die Opfer-
gaben an Gott den Hånden Marias anzuvertrauen.101 Der islandische
Text ist hier etwas ausfiihrlicher und nennt Christus ‘Liebhaber der
Reinheit’ (hreinleikis elskarinn), der aus Liebe zu seiner gesegneten
Mutter Maria, hier auch als ‘schoner Bevollmachtigter’ (fridan um-
bodsmann) bezeichnet, das Opfer aus ihren Hånden annimmt. Was
es mit dem merkwtirdigen Nachsatz ‘auch wenn an dem Opfer kein
Wohlgeruch haften wiirde, wenn du es darbrachtest’ (f o at offrit vdri
hlutlaustafilminum, efpu bdrirfram), auf sich hat, bliebe wohl ohne den
Blick auf die lateinische Vorlage nur schwer zu verstehen. So wie der
Satz im Altislandischen dasteht, besagt er wohl, dafi Gott ein Opfer,
das durch seine Mutter vermittelt wird, auch dann annimmt, wenn es
99 Heizmann 1985b, S. 469—481.
100 Vgl. [...] exstirpare spinas et tribulos, et inserere lilia festinemus, si quando forte et ad
nospascendus dignetur dilectus descendere. ‘[...] beeilen wir uns, Dornen und Distein
auszujåten und Lilien auszusåhen. Vielleicht wird der Geliebte uns dann die Gnade
erweisen, auch zu uns herabzusteigen, um hier zu weiden.’ (Kap. 17, Winkler
(Hg./Ubers.) 1997, S. 644/645).
101 Vgl. Itaque modieum istud quod offerre desideras, gratissimis illis et omni acceptione
dignissimis Mariae manibus offerendum tradere cura, si non vis sustinere repulsam.
‘Sorge daher dafur, dafi das Wenige, das du darbringen mochtest, als Opfergabe
den Hånden Marias anzuvertrauen, die immer willkommen und der Annahme
wiirdig sind, wenn du keine Abweisung erfahren mochtest.’ (Kap. 18, Winkler
(Hg./Ubers.) 1997, S. 646/647).