Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.2010, Page 158
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Lena Rohrbach
niken die alteste iiberlieferte Handschrifit,55 auch wenn die Glossen
wie bereits erwåhnt nicht den Text des Jyske Lov umrahmen, sondern
separat iiberliefert sind, wåhrend das Jyske Lov selbst nicht aufgefiihrt
ist. Weiterhin enthalt der Codex wie oben ausgefiihrt neben einer
Reihe von Verordnungen auch eines der ersten Textzeugnisse von
Thords Artikeln (f. 136-153) sowie als einzige Handschrift iiberhaupt
weiterhin Notizen zu ebendiesen (f. n8r—128v), aufierdem ein in
lateinischer Sprache abgefasstes Inhaltsverzeichnis (f. 124V—I26r) und
ein in niederdeutscher Sprache gehaltenes Remissorium zum Jyske
Lov (f. 129-135), das noch naherer Untersuchung bedarf. Anders als
in den meisten anderen Handschriften ist die Kurzfassung nicht in
direkter raumlicher Nahe zu Thords Artikeln oder dem Hofrecht
(f. 17IV-175) notiert, sondern steht ohne ersichtliche inhaltliche Ver-
kniipfung zwischen Christian des Ersten Verordnung fur Nordjiitland
aus dem Jahr 1466 und den Constitutiones Waldemari regis (1228).
Es failt auf, dass der Codex — abgesehen von der niederdeutschen
Ubersicht - beinahe ausnahmslos in lateinischer Sprache verfasst ist,
was flir Rechtsbticher im dånischen Raum einen Ausnahmefall dar-
stellt. In der alteren Forschung wurde der Viborger Bischof Knud
Mikkelsen, der Verfasser der Glossen zum Jyske Lov selbst, flir den
Urheber dieser Handschrift gehalten.56 Auch wenn dies nach heuti-
gem Forschungsstand als eher unwahrscheinlich anzusehen ist, spricht
das Zusammenspiel der verschiedenen medialen Aspekte mit einiger
Sicherheit dafur, dass hier die Arbeitshandschrift eines ausgebildeten,
mit den verschiedenen Arbeitstechniken seiner Profession vertrauten
55 Die Glossen finden sich auf f. 1—106, die Konkordanz gleich in zweifacher Ausfiih-
rung, einmal in den Glossentext integriert, ein zweites Mal auf f. i66r—i68r. Die
Kurzfassung ist schliefilich auf f. I79r—l8ir notiert.
56Vgl. dazu kritisch Jexlev 1982, 53. Ludvig Holberg aufierte die These, dass der
Codex als Grundlage fur eine gedruckte Ausgabe des Jyske Lov gedient haben
konnte (Holberg 1891,11). Auch fur diese Vermutung gibt es jedoch keine weiteren
Anhaltspunkte.