Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.2010, Page 159
Pragmatik in Szene gesetzt
149
Juristen vorliegt. Da sie gleichzeitig mit das alteste Zeugnis fur alle
drei Phanomene ist, drangt sich die Vermutung auf, dass diese, wenn
auch nicht vom Schreiber verfasst, so doch von diesem in einem um die
autoritative Tradition dieser Techniken wissenden Programm erstmals
zusammengebracht wurden.
Der mogliche Zweck dieses Programms wird deutlicher, wenn die
einzigen drei anderen Handschriften ins Auge gefasst werden, die
alle drei Techniken integriert haben. am 16 8vo, gks 3135 4to und
gks 3136 4to entstanden alle im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts in
enger Verbindung zueinander. Ganz anders als Codex am 12 8vo geho-
ren sie jedoch zu den prachtigsten iiberlieferten Exemplaren dånischer
Rechtsbuchhandschriften, und es handelt sich um eben jene drei einzi-
gen Handschriften, in denen die Glosse im Rahmenlayout angeordnet
wurde. Alle drei sind im selben Layout angefertigt, und auch der Inhalt
der drei Codices ist so gut wie identisch.57 Im urspriinglichen Teil von
am 16 8vo etwa folgt direkt nach dem glossierten Text des Jyske Lov
(f. 15—189), dem in jedem Teilbuch ein Inhaltsverzeichnis und eine
Konkordanz vorangestellt sind, die Kurzfassung (f. 1901-1931). An
diese schliefien sich wiederum direkt Thords Artikel in der lateini-
schen Fassung (f. 193V—2o8r) und das Hofrecht an (f. 2o8v—2i2v).58
Der restliche Teil der drei Codices besteht aus einer Reihe von Verord-
nungen. Wesentlich ausgeprågter als in am 12 8vo sind die drei Tech-
niken durch die unmittelbare Folge in Beziehung zueinander gesetzt.
Uber die Entstehungshintergriinde der drei Handschriften ist nichts
bekannt, aus einer Notiz auf der vorderen Vordersatzseite von gks
3135 4to lasst sich jedoch entnehmen, dass der Kronprinz und spatere
Konig Frederik der Zweite das Buch vom Reichskanzler im Jahr 1550
als Geschenk erhielt, d. h. es kursierte spåtestens zu diesem Zeitpunkt
57 Vgl. Nielsen 1937,104.
58 Dem urspriinglichen Teil von am 16 8vo wurde um etwa 1500 in anderer Hånd ein
alphabetisches Register des Jyske Lov vorangestellt (f. 2—14).