Fróðskaparrit - 01.01.1970, Blaðsíða 327
Die Prateritoprasentien im Fároischen
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1.3 An. [)arf (Inf. f)urfa ‘brauchen’) ist nur noch in Tanz-
balladen als Prat.Prás. tarv (tarva, turvti [turti]) belegt.5 6
Ansonsten wurde es als schw.Vb. fortgesetzt: Einerseits als
tarva, tarvaði bzw. tarvast nach dem Typ kasta und mit dem
Vokal der alten Sg.-Formen; aber auch dieses Verbum, das
fiir Tanzballaden belegt ist, gilt ebenfalls als veraltet.8 An-
dererseits als tórva, tórvaði, ebenfalls nach dem Typ kasta,
aber mit eigenartigem Vokal. Das ó liefie sich vielleicht als
Analogie zum Subst. tórv(ur) ‘Bedarf’ (<an. porf) er-
kláren6a; Konj.-Formen wie in nhd. diirfen oder an. pyrfa7
konnen nicht das Muster gewesen sein, weil sie im Fár. eine
Form *tyrfa mit [i] hátten ergeben mtissen. Wie die Befragung
ergab, wird dieses Vb. aber nur noch in der 3.Sg. verwendet
als mær tórvar bzw. m<er tórvaði ‘mir fehlt, ich brauche....’.
Und auch in diesem Falle wird vielfach mær behóvist (<dán.
behóve<(Mnd.) bevorzugt.
Eine Form *terva, *tærva(}), wie sie Plægstad (S. 144)
als zu seiner Zeit gebráuchlich anfuhrt (»tærva«), ist nicht
weiter belegt. Das Adj. tervaður, ‘mude von Strapazen und
Mangel an Schlaf’, das Jacobsen/Matras 1961, S. 442, auf-
fuhrt, wáre erst noch zu etymologisieren, ehe es etwa hier
in Zusammenhang gebracht werden darf.
1.4 Das an. ann (Inf. unna ‘lieben’) ist auch nur noch in
Tanzballaden als Prát.Prás. ann bezeugt. Fiir die heutige
Sprache wird es nur noch als schw.Vb. unna mit der Be-
deutung ‘gonnen; unverzagt sein’ angegeben.8 Es flektiert
teils nach dem Typ kasta, teils nach dem Typ nevna.
Fiir die 2./3.Sg. habe ich nur vereinzelt im N (Kal, Gjó,
Sví) unnir bzw. auf SUÐ unnur gehort9, ansonsten nur
5 Hægstad, S. 144; Jacobsen/Matras 1961, S. 462; nicht bei Svabo.
6 Svabo, Sp. 873f.; Jacobsen/Matras 1961, S. 439.
8a Jacobsen/Matras 1961, S. 468; de Vries, S. 631.
7 Vgl. Noreen, S. 351.
8 Jacobsen/Matras 1961, S. 474; Hægstad, S. 144.
9 Zum System der Schwachdruckvokale vgl. Werner 1964, Hagstrom.