Fróðskaparrit - 01.01.1970, Page 330
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Die Prateritoprásentien im Fároischen
fár. Dialekten auch noch mit má zu mischen begonnen. Die
Pl.-Formen munnul-i, munna und munja (vgl. 2.3) sind ge-
bietsweise nich nur fiir ‘vermutlich sein/werden’, sondern auch
eindeutig fiir ‘miissen’ belegt.
1.6 An. má (Inf. mega ‘vermogen, konnen’) wird im Fár.
durchweg als má fortgesetzt, heute allerdings durchweg als
‘mussen’.
Neben den Prás.Pl.-Formen mega, mugut-i. . . (vgl. 2.3 und
die Karte) erscheinen einerseits im S, andererseits ganz im
NO Formen, die formal eindeutig aus dem Paradigma von
man stammen: munni, munna und munja. Dadurch sind im
S in munna, munja und im NO in munna Flomophonien ein-
getreten (vgl. 2.3).
Man konnte zwar diese Piomophonien durch ein Ausweichen
auf die Formen muga, mugul-i, die ja auch von der Hoch-
sprache her gestiitzt werden, vermeiden; keineswegs werde
aber davon besonders háufig Gebrauch gemacht. Okur munja
tað gera heifit im Svk je nach Kontext oder Situation ‘wir
miissen das tun’ oder ‘wir werden das wohl tun’; und tit
munna koma in Við ‘ihr seid gezwungen zu kommen’ oder
‘ihr werdet doch wohl kommen’. Nær munna tit fara at
koma? ist eindeutig ‘wann werdet ihr wohl kommen?’
SUÐ und die drei nordostlichen Inseln haben, geo-
graphisch verstándlich, die stárksten mundartlichen Ab-
weichungen gegeniiber dem zentralen Fár. Das Eigenartige
ist aber, dafi im S und NO oftmals áhnliche oder uberein-
stimmende Besonderheiten vorliegen, die kaum als Relikte
an den Peripherien zu erkláren sind, sondern als Neue-
rungen, die hier wie dort (zufállig?) in die gleiche Richtung
gelaufen sind.13
1.7 Nur die verbleibenden Fálle veit, kann, skal haben sich
im Fár. ungestort als Prát.Prás. fortgesetzt. Ihre Neuerungen,
13 Man vgl. den ráumlich áhnlichen Abbau des Schwachdruckvokal-
systems (Werner 1964, Hagstrom) und unten 2.2.