Fróðskaparrit - 01.01.1970, Qupperneq 333
Die Práteritoprásentien im Fároischen
341
Fiir veit erscheint zumeist regulár [vait, voit]; im N (in
Gjó, Kla, Við, Sví) war aber als Zweitform [voiht] mit Kurz-
diphthong zu horen, als ob eine Vorform *veitt vorláge.
2.2 Die 2. Sg. besitzt im nordlicheren Fár. ein Suffix -t/-st.
Endungslose Formen wie die l./3.Sg. erscheinen einerseits
regelmáfiig im S, etwa bis zum Skopunfjord, andererseits
vereinzelt, zumeist als Zweitform, ganz im N, NO — wieder-
um eine dieser merkwiirdigen Obereinstimmungen von S und
NO bei Neuerungen (vgl. 1.6).
Vom S her reichen endungslose Zweitformen bis Ffes, Tór,
Ská, Sor; im NO sind sie immer in Sví, Kir, háufig in Mik,
Kla, gelegentlich auch in Tjo zu horen. Bei skal, veit, kann
sind sie verbreiteter als bei vil, má, man.
Die Verteilung von -(s)t und 0 gilt allerdings nicht nur
fiir die Prát.Prás., sondern fiir alle Verben, die in der 2.Sg.
(Prás. oder Prát.) ein -(s)t haben konnen; z.B. auch bei tú er(t),
fær(t) (vgl.1.9), var(t), tók(st).
In Svk auf SUÐ wurde mir mitgeteilt, dab die Normalfor-
men zwar endungslos sind, daft bei nachgestelltem Suffix da-
gegen das Suffix erscheine: [vaistyu, kanstyu, manstyu . . .].
Das zeigt, dafi die endungslosen Formen — hier jedenfalls —
durch Analogie zur l./3.Sg. entstanden sind (man vgl. Noreen
S.362,d), und eben nicht (wie Heusler S.106, Anm.l schreibt)
durch falsche Trennung beim nachgestellten an. pú.
Wie im NO so gibt es auch im zentralen Raum mehr oder
weniger verbreitet Doppelformen, denen teilweise sogar ver-
schiedene Bedeutungen, Bedeutungsnuancen zugeordnet werden.
Allgemein láfit sich sagen, dafi die endungslosen Formen als
‘freundlicher, verbindlicher’ gelten, die mit -(s)t als ‘strenger,
bestimmter’. In Sor bedeute z.B. tú kanst tað lesa ‘du darfst
das lesen; ich erlaube es',tú kann tað lesa ‘du verstehts es, das
zu lesen’; in Hes wurde mir erklárt: tú skalt tað gera ‘du hast
das zu tun (fast drohend)’, tú skal tað gera ‘du solltest das tun
(meine ich)’; in Kir: tú mást koma ‘du mufit kommen (es
bleibt keine andere Wahl)’, tú má koma ‘du solltest kommen