Mitteilungen der Islandfreunde - 01.06.1932, Blaðsíða 10

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.06.1932, Blaðsíða 10
sagte sie. „Ich habe zuerst diesen Vorschlag gemacht. Wenn unser Vieh umkommt, bleibt uns nur dieser Ausweg. Und wenn es durch- kommt, die andern Bauern hier in der Gemeinde aber das ihre verlieren, machen Armut und Not uns das Ueben hier unertráglich. Ja, ich habe den Vorschlag gemacht. Ich sah keine andere Möglichkeit." Nun löste sich etwas in Brandur: „Ich dachte, ich hátte bei dir und deinen Kindern sterben diirfen. Ich kann nicht lánger so allein sein.‘‘ „Bei mir sterben!“ antwortete Gudrun. „Willst du von hier zu uns hinuberkommen ? Hast du daran gedacht? Du hast mir niemals auch nur ein Wort davon gesagt.“ „Nein, ich habe nicht die Absicht gehabt, von hier wegzugehen. Nein, von hier habe ich auch nicht weggehen wollen. Das wáre gar nicht nötig. Ich dachte, daB ihr vielleicht zu mir ubersiedeln solltet. Ich hátte euch dann dieses Eigentum iiberlassen, das ich hier unter den Hánden habe, liebe Gunna.“ „Aber das Heu, lieber Vater! Willst du uns denn das Heu geben, das alte Heu? Davon hángt doch alles ab!“ „Das Heu, das Heu", antwortete der Alte. „Immer noch steigt ihr auf diesem Heu herum, das in Wirklichkeit nichts ist und keinem weiterhilft. Das ist nichts als Einbildung, daB es fiir die ganze Gemeinde ausreiche; es ist nicht der Rede wert. — Nein, es ist unniitz, hieriiber zu sprechen; ich werfe diese Handvoll nicht hinaus in Wetter und Wind. Es hilft nichts bei so vielen, mir aber ist es ein Trost, mir allein. Nein, das Heu gebe ich nicht fort, solange ich iiber der Erde bin. Das tue ich nicht, liebe Gunna!“ Und Brandur wurde kalt und fahl im Gesicht; seine Ziige wurden hart und starr. Gudrun blickte ihren Vater an; sie kannte diesen Ausdruck von friiher her und wuBte, da!3 ihr Vater zu nichts zu bewegen war, wenn diese Stimmung ihn beherrschte. Diese Gesichtsziige bedeuteten dasgleiche, was die graugeránderte Unwetterwolke kiindet, die sich iiber der todgebann- ten Wiiste erhebt — unbarmherzige Hárte. Gudrun gab ihre Sache auf. Ihre Augen fiillten sich mit Tránen, sie legte ihrem Vater die Arme um den Hals und sagte: „Eebe wohl, Vater! Und vergib mir, wo ich dir weh getan habe, jetzt und friiher. Ich werde niemals wiederkommen." Der alte Mann fiihlte die Tránen auf sein Antlitz fallen, heifi und heftig, so wie Frauentránen am heiöesten rinnen, wenn sie aus Kummer und Zom gemischt sind. Sie wandte sich mit rascher Bewegung aus der Stube und bestieg ihr Pferd. Brandur aber stand am heUichten Tage in 68

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