Mitteilungen der Islandfreunde - 01.06.1932, Blaðsíða 46

nunmehr die aus dem Geröll der Gletscherstiirze bestehende Landzunge Kötlutangi
in Wirklichkeit den siidlichsten Punkt Islands darstellt. Kötlutangi liegt 22 km
östlich von Dyrhólaey, 14 km östlich von Vík. Im Norden von Kötlutangi erheht
sich Hjörieifshöfði.
15. Packeis wurde unterm 6. und 7. Marz von der Melrakkasljetta an der islandischen
Nordkiiste bis zum Dyrafjörður an der Westkiiste gemeldet. Mehrere Förden auf den
Strandir waren bereits voll von Eis, ebenso der westliche Teil des Skagafjörður. —
Der Februar d. J. ist in Reykjavík der warmste Februar gewesen, seit dort vor 60
Jahren die regelmaBigen Messungen aufgenommen wurden. Gegeniiber der Durch-
schnittstemperatur von — 0,5° war das Mittel in diesem Februar -f 5,3°.
XIII. AN UNSERE MITGLIEDER
Die allgemeine Notlage hat viele unserer Mitglieder auBerstand gesetzt, den Jahres-
beitrag von RM. 6.— zu bezahlen, und die Folge ist, daB die Vereinigung zurzeit in
Schulden beim Verlag sich befindet. Wenn auch zu hoffen steht, daB dieser Betrag
bald gedeckt wird, so ist doch ein Fortarbeiten in gleicher Weise wie bisher nicht
mehr möglich.
Der Vorstand hat daher alle Möglichkeiten erwogen, wie wir unsere „Mitteilungen",
die das íiuCere Band unserer Vereinigung sind, aufrechterhalten könnten. Ein An-
schluB an irgendeine andere Gesellschaft wtirde einer Auflösung gleichkommen und
jedenfalls ein spateres Zurtickkehren zur Selbstandigkeit unmöglich machen.
So schien es das richtigste, den Jahresbeitrag auf HM. 3.— herabzusetzen, damit
unsere Mitglieder treu bleiben können, und ftir diesen Betrag ein Jahrbuch zu liefern,
das etwa im Januar erscheinen soll. Der Umfang dieses Jahrbuchs soll sich nach den
einlaufenden Mitteln richten.
Diese Lösung ist anzusehen als eine Uberbrtickung des Notstandes. Niemand weiB,
wann die wirtschaftlichen Verhaltnisse sich bessern; aber wir hoffen doch darauf.
Dann ist es möglich, sofort wieder die alten 4 Hefte erscheinen zu lassen.
Zur Zahlung unserer Schulden beim Verlag ist in Aussicht genommen, wenn nötig,
einen Teil unserer Bucherei zu verkaufen.
Eisenach, im Marz 1932. Im Auftrag der Vorstandschaft
Dr. IV. Heydenreich
XIY. LOSE STROPHE
Auf der Halbinsel Reykjanes an der Siidwestktiste Islands tráumt die Frau eines
Seemanns, der auf See ist, in seiner Sterbenacht, daB er am Fenster erscheint und
diese Strophe spricht:
Tod entmutigt Mannesblut,
Meereswut will gáren.
Es ist gut nicht ausgeruht
in der Hut der Scháren.
Nach einem mtindlichen Bericht des islándischen Stu-
denten Guðmundur Kjartansson aufgezeichnet und
iibersetzt von
Z. Zt. Marburg/Lahn
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Hugo Hoffmann