Mitteilungen der Islandfreunde - 01.06.1932, Blaðsíða 31

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.06.1932, Blaðsíða 31
7' Inngeschirr ist eingeföhrt, die heutigen Frauentrachten sind nicht rein in Island Sewachsen, der alte heimische Wehstuhl ist langst vom fremden verdrángt usw. Die ufigen geringen Neuerungen machen aber nicht unmöglich, den Zustand, den wir eute noch fassen können, an den der Sagazeit anzuknupfen, weil Island auBergewöhn- n reich an Zeugnissen iiber die Entwicklung aller Gebiete seiner Kultur seit der testen Zeit ist. Ist doch die Geschichte fast jedes Bauernhofes bekannt! Kein 3°]8.hriger Krieg hat in Island die enge Verbindung von Jahrhunderten zu Jahr- underten zerrissen. ^arum ist es auch nicht sehr schwer, von dem Zustande des 19. Jahrhunderts das jt'uiste abzuschálen, was in den 1000 Jahren der islándischen Geschichte hinzuge- ominen ist, und, unter sorgfáltigster Riicksicht auf die besonderen Bedingungen eider Lánder, ein Bild davon zu bekommen, was die Islánder aus Norwegen mit- Scbracht haben1. Dadurch wird die islándische Volkskunde fiir die germanische ‘tertumskunde sehr wertvoll werden können. Auch zu allgemeinen volkskundlichen Fragen kann Island manches beisteuern. f 'wird nicht viele Lánder geben, in denen wie in Island eine tausendjáhrige Ent- ''rcklung der áuBeren Kultur bis in viele Einzelheiten deutlich zu verfolgen ist und ast alle Einwirkungen von auBen zu kontrollieren sind. Ebenso wertvoll wird sein, oaB sich die Bedeutung des Einzelnen in dem kleinen islándischen Volke weit besser erkennen láBt als in den groBen Kulturvölkern2. Nicht ,,das Volk" dichtet in Island, Soudern nur dieser und jener. Auch in der Pflege der einfachsten áuBeren Kultur- Sbter tritt die groBe Bedeutung einzelner Mánner klar hervor. Im entlegenen áuBer- ften Nordwesten des Landes lernte ich die Erzeugnisse einzelner smiðir — das heiBt andwerker jeder Art — sicher unterscheiden. In vielen Fállen wuBten die Besitzer en Drechsler eines Tellers, den Schnitzer eines Kastens und die Weberin eines Bandes, anch wenn sie lángst gestorben waren. Spurt man genau nach, so kann man die ''enigen in diesem Winkel vorkommenden Formen mancher Gegenstánde auf be- s lrnmte smiðir zuruckfiihrcn, die aber auch nur Fischer und Bauern waren. Sie estimmen die Entwicklung, nicht „das Volk". SchlieBlich kann die islándische ammlung uns eindríicklich erinnern, daB die Höhe der Kultur nicht an die der Zivili- Sation gebunden ist3. Auch die Islánder selbst sollten ihrer untergehenden alten Kultur mehr Aufmerk- Samkeit schenken als sie tun. Allgemein sind sie jetzt im Taumel der radikalen Um- ^’alzung blind fur die groBe Bedeutung des Alten. Dies ist eine Gefahr; denn seine ernichtung geht mit Kiesenschritten weiter. Oder legen die Islánder keinen Wert arauf, daB das Bild dieser alten Kultur erhalten bleibt, weil sie ihnen gering oder ®ar als Schande erscheint ? Das wáre töricht und sehr merkwfirdig; denn die Achtung, le6e und Kenntnis der tlberlieferung und Geschichte stehen in Island sonst be- s°nders hoch, und die groBen Meister Ari und Snorri haben ihr Volk nicht gelehrt, aB zur Geschichte nur das gehört, was glánzend ist4. Marburg Hans Kuhn ■^ier mag auch bemerkt werden, daB die fáröischen Altertumer in der Forngripa- 6‘'ymsla in Thorshavn fiberraschende Áhnlichkeiten mit den islándischen haben. ■j-eider fehlte mir die Zeit, dem nachzugehen. 2 Auch die viel gröfiere Achtung des mlividuums hat hieran Anteil. 3 Von Einzelnem mögen die zum Schnitzen ausge- 1 °eten Schriften besonderes Interesse verdienen. Sie heiBen höfðaletur („Haupt- schriff íorti lu: d. i. Kapitalschrift ?). Sie sind von dem lateinischen Alphabet so weit entwickelt, daB ein Fremder kaum einen Buchstaben erkennt. Ihre Entwick- n8 ist der der Runen áhnlich: auch bei ihnen Umwandlung einer Schrift ffir die 'vecke des Schnitzens in Holz. Beim höfðaletur war aber die entscheidende Triebkraft finstlerisch: die ganze Fláche der Inschriften soll aufgeteilt und ausgeffillt werden. ch zweifle sehr, daB nach einem Menschenalter ein in Reykjavík aufgewachsener c 'filer ohne gröndliche Erláuterung, d. h. ohne ein Sttick Unterricht in alter islán-

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