Mitteilungen der Islandfreunde - 01.06.1932, Page 36
Diese Zahlen zeigen, daB die Produktion sich behauptet hat, spiegeln aber auch
zu einem gewissen Grade die Kaufkraftverminderung und die verkleinerte Aufnahme-
fáhigkeit der Fischmárkte. Die folgende kleine Ubersicht gibt in groben Zugen die
Preisbewegung der Stockfische wáhrend der letzten Jahre wieder (pro kg):
Jan.—Juli 1931...........0,38 Kr. Jan.—Dez. 1929..............0,65 Kr-
Jan.—Dez. 1930...........0,55 ,, Jan.—Dez. 1928..............0,64
(Quelle: Hagtíðindi.)
Der auBerordentlich groBe Preissturz im Jahre 1931 ist durch verschiedene Fak-
toren bedingt. Die wichtigsten von ihnen seien hier erwáhnt: Die altmodische Zu-
bereitung ftihrt es mit sich, daB der Markt fur diese Ware sehr beschránkt ist, in der
Hauptsache konzentriert er sich auf die katholischen Gegenden der Mittelmeerlánder,
Spanien, Italien und Portugal. Spanien ist bis jetzt das Hauptabnehmerland ge-
wesen. Nun stehen diese Lánder einerseits mitten in der schweren heutigen Wirt-
schaftsnot mit geschwáchter Kaufkraft der breiten Massen. In Spanien kommen
die innerpolitischen Unruhen und der Verfall der Wáhrung noch hinzu. Andererseits
aber lasten die alten Vorráte auf den Markt und das neue Angebot geht nicht zurflck-
Die Folge kann nur sein, daB der Preis gedrflckt wird.
Es ist in diesem Zusammenhang interessant zu beobachten, daB der Markt för diese
Produkte sich wáhrend der letzten zwei Jahre verschoben hat, wie die folgende t)ber-
sicht zeigt:
Die Ausfuhr nach (in 1000 kg);
1929 1930 1931
Spanien.............................. 33 164 30 112 27 117
Italien.............................. 19 3*3 18 °92 23 735
Portugal .............................. 4 849 6 202 12 479
Man sieht, daB Portugal und Italien an Bedeutung gewonnen haben. Diese Ver-
schiebung wird natflrlich in erster Linie auf die Lage in Spanien und den Wunsch,
neue Márkte zu bekommen, zurflckzufuhren sein. Aber auch auf eine Ánderung iu
der Technik des Handels in Spanien. Fruher, bis zum Jahre 1930, wurde die Fiscb-
ausfuhr gleich in Island an spanische Firmen verkauft; im Jahre 1931 dagegen, als
die gesamte Wirtschaftslage unsicher und gespannt war, wollten diese Firmen nicht
mehr das Risiko auf sich nehmen, boten aber den islándischen Unternehmern an.
ihre Produkte in Kommission zu verkaufen. Dies konnten und wollten die Islánder
wegen ihrer Kapitalschwáche nur ungern: deshalb der Versuch, in Portugal und Italien
Boden zu gewinnen. Allerdings mit dem Erfolg, daB die Norweger, die vor allem
in der Konkurrenz getroffen wurden, jetzt schreien: Dumping, dumping!
Island exportiert nun von Fischereiprodukten nicht etwa nur Stockfische. Die
Ausfuhr von Heringen und Gefrierfisch spielen ferner eine grofie Rolle. Uber die
Preisentwicklung der ersten Produktengruppe steht uns nur wenig zuverlássiges Zahlen-
material zur Verfögung. Mancherlei deutet jedoch darauf hin, daB die Preise im letz-
ten Jahre rapide gesunken sind. Dieser Erwerbszweig war wáhrend derletzten Jahre
staatlich monopolisiert. Infolge von grofien Verlusten ist dieses Monopol aber durch
eine ministerielle Verordnung vom 9. Dezember 1931 aufgelöst und liquidiert worden-
Es sei hier noch erwáhnt, daB die Produktion von Heringsprodukten im Jahre I931
gestiegen ist.
Um mit wenigen Worten noch auf die Produktion und Preisbewegung von Gefrier-
fisch zuröckzukommen, sei gesagt, daB die Produktion dieser Ware u. E. in der Krise
der islándischen Wirtschaft eine gewisse Stabilitát gewáhrleistet liat. Wohl sind auch
hier die Preise, wie noch zu zeigen sein wird, erheblich zuruckgegangen, und gerade
dieser Wirtschaftszweig hat gegen die groBen wirtschaftspolitischen Schwierigkeiteö
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