Gripla - 01.01.1990, Blaðsíða 163
VIER GEDICHTE FUR EINE HOCHZEIT IM JAHRE 1738
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12. Die Gedichte (II-IV) stehen zwar auch in der islándischen Tradi-
tion, denn es handelt sich auch bei ihnen um Stabreimdichtung; im tib-
rigen orientiert sich der Verfasser jedoch ganz an der zeitgenössischen
dánischen Dichtung.
Das Hochzeitsgedicht war ein wichtiger Zweig der dánischen Gele-
genheitsdichtung des 17. und 18. Jhdts., und der erste Kopenhagener
Aufenthalt Jón Ólafssons - also die Jahre von 1726 bis 1743 - fiel in ei-
ne Zeit, in der viel gedichtet und besonders viel Gedichtetes publiziert
wurde:
I de Aar . . . begyndte det, siger Holberg, at vrimle med Poeter
ligesom med Fluer i September. Det forrige Aarhundredes
ukirkelige Poesi var for en stor Del utrykt. . . . Men omkring
den store Udgave af Bordings Poetiske Skrifter 1735 ved Rost-
gaard med Fortale af Gram flokker sig en Sværm af Samlede
Digte.19
Man darf annehmen, daG Jón Ólafsson zumindest die erwáhnte Aus-
gabe der Gedichte Bordings von 1735 kannte, stand er doch in jenen
Jahren in enger Verbindung nicht nur zu Hans Gram, sondern auch zu
Frederik Rostgaard.20 Jón Ólafsson muB jedoch auch die júngeren
zeitgenössischen Gelegenheitsdichter gekannt haben, wie Ambrosius
Stub (1705-1758) und Christian Frederik Wadskiær (1713-1779), die
um und nach 1730 in Kopenhagen studierten.21
13. Die Gelegenheitsdichtung dieser Zeit war zum groBen Teil sangbar
und wurde auch gesungen. In der obengenannten Ausgabe der poe-
tischen Schriften Bordings von 1735 werden vor allem in der Abteilung
‘Verdslige og Kiærligheds Viser’ immer wieder Angaben zu den Melo-
dien gemacht. So heiGt es etwa auf S. 264: ‘Melodien som Ristii, Ach
Amaryllis hast du doch’, und auf S. 283: ‘Med sin Tone.’ Oder auf S.
305: ‘Siunges som: Eengang der jeg lystig var. Eller som: Broder, hvi
est du saa mut.’
19 Carl S. Petersen und Vilhelm Andersen, Illustreret dansk Litteraturhistorie, Bd. II,
Kopenhagen 1934, S. 186.
20 Siehe Jón Helgason, Jón Ólafsson frá Grunnavík, passim, insbesondere S. 165 und
167.
21 Siehe F.J. Billeskov Jansen und Gustav Albeck, Dansk litteraturhistorie, Bd. 2,
Kopenhagen 1976, S. 107 ff., S. 111 ff.