Jökull - 01.12.1975, Blaðsíða 39
Gebirgsrand hinausreichte. Die Beobachtung
eines lángeren Abschnittes dieser Moránen er-
gab, dafi die darauf vorkommenden Rhizo-
carpon-Thalli einen Durchmesser von 7 cm
nicht iiberschreiten. Auch auf álterem, auj3er-
halb des Gletschervorfeldes der Talsohle ge-
legenem Moránenschutt war es nicht möglich,
gröBere Flechten dieser Art aufzufinden. Es ist
daher anzunelimen, dafi in den ozeanisch-kiihl-
gemáfiigten Kiistengebieten mit háufigem Frost-
wechsel und nicht zu lange haltender Schnee-
decke (vgl. die meteorologischen Daten von
Vík) Frostverwitterung dem Erhalten álterer
Substratfláchen eine Grenze setzt. Durch Frost-
wirkung zertriimmerte Geschiebe und Gesteins-
blöcke kann man im Gletschervorfeld immer
wieder antreffen.5) Die Anwendbarkeit licheno-
metrischer Datierung wird aber in vielen Fállen
durch die Beschaffenheit der Moránen selbst
eingeschránkt. Infolge der im allgemeinen ge-
ringen Schuttfiihrung islándischer Gletscher
mangelt es den Moránen háufig an geniigend
grofien festen Substratfláchen fiir den Flechten-
bewuchs. Verstárkte Solifluktionswirkung in
5) Im Bericht der Expedition der Universitat Durham
(1953, p. 19) fiihrt R. Jarvis u. a. aus: “A noticable fea-
ture of the Sólheimar district is the rapid rate of weather-
ing. . . Frost-action is the most effective weathering agent.
. . . Almost every boulder in the district is in the process
of fragmentation.’’
den breiigen, geschiebearmen Moránen kommt
hinzu. Geringe Geschiebeverlagerung ist jedoch
Voraussetzung fiir das ungestörte Wachsen
dieser Krustenflechten.6 * 8) Die Vorfelder lángerer,
von Felsen begrenzter AusfluBgletscher bieten
fiir lichenometrisches Datieren noch die gun-
stigsten Voraussetzungen.
Vor jenen Endmoránen des Sólheimajökull,
die dem VorstoB um 1890 zuzuordnen sind, geht
das Wachstum von Rhizocarpon (wie auf den
Hrossatungur) iiber 7 cm Durchmesser nicht
hinaus. Schon auf einem naheliegenden, flachen
Moránenschuttriicken (mit viel Lecidea lapi-
cida) ist dieses áuBerste WachstumsausmaB er-
reicht. Ob daher die noch weiter entfernten,
u. a. zwischen Fahrweg uncl linker Talflanke
beobachtbaren Reste von Endmoránen eben-
falls auf einen historischen GletschervorstoB
zuriickgehen, ist iiberaus fraglich. Das bedeu-
tende AusmaB dieses Gletscherstandes, dessen
Front mindestens 350 m vor der des um 1890
vorstoBenden Gletschers lag, zeigt sich auch an
den Ufermoránenresten, die aus dem End-
moránenbogen hervorgehen und unmittelbar an
der felsigen Talflanke ansteigen.
6) Einen sehr hohen Anteil an Feinmaterial besitzen bei-
spielsweise Endmoránenwálle westlich des Kistufell (nord-
westlicher Vatnajökull) und sind daher zur lichenometri-
schen Datierung ungeeignet.
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