Gripla - 01.01.1990, Síða 149
VIER GEDICHTE FÚR EINE HOCHZEIT IM JAHRE 1738 145
8. Wie oben bereits erwáhnt, finden sich im Manuskript zahlreiche
Verbesserungen, die sich durch die andere Fárbung der Tinte deutlich
vom ursprunglichen Text unterscheiden. Diese Verbesserungen sind
im hier abgedruckten Text nicht berucksichtigt, da es sich durchwegs
nur um Korrekturen der Orthographie und Interpunktion handelt.
Die háufigsten Ánderungen sind folgende: Einfacher Punkt uber i
wird verdoppelt; Zusammensetzungen werden durch Bindestrich
kenntlich gemacht; am Zeilenende werden Interpunktionszeichen
(Punkt, Strichpunkt, Doppelpunkt, Ausrufezeichen) ergánzt. Diese
Korrekturen gleichen den Text an die drei anderen Gedichte (II-IV)
an, weshalb zu vermuten steht, daB die Ánderungen auf Jón Ólafsson
zurúckgehen.
9. Das Gedicht (I) besteht aus regelmáBigen dróttkvœtt-Strophen und
steht damit formal in der Tradition der altnordischen Skaldendich-
tung. Dies darf als ein ganz bewuBter Rúckgriff auf mittelalterliche
Uberlieferungen aufgefaBt werden, der sich zumindest teilweise durch
Erlendur Ólafssons eigene Bescháftigung mit der alten Literatur erklá-
ren láBt - auch er war eine Zeitlang arnamagnáanischer Stipendiat und
kopierte in dieser Eigenschaft einige der alten Werke -,12 zweifellos
aber auch mit dem wiedererwachenden Nationalstolz der Islánder zu-
sammenhángt.13
10. Inhaltlich betont das Gedicht vor allem die vornehme Abkunft der
Brautleute, wobei mehrmals der Begriff aðall bemúht wird. Die Str.
4-6 spielen auf die göttliche Abstammung der nordischen Königsháu-
ser an, wie sie etwa bei Snorri Sturluson úberliefert ist. In Str. 8 be-
ginnt die Reihe der norwegischen und islándischen Vorfahren von
Braut und Bráutigam mit Hvamms-Sturla (Þórðarson, 1115-1183), dem
Stammvater der Sturlungen, und Gissur jarl (Þorvaldsson, 1208-1268).
Str. 9 nennt Sveinbjörn (Súðvíkingur Sigmundsson) und dessen Sohn
Eirikur (Sveinbjarnarson í Vatnsfirði, gest. 1342), dessen Sohn Einar
(Eiríksson, gest. 1383), dessen Sohn Björn Jórsalafari (Einarsson,
gest. 1415) und dessen Tochter Vatnsfjarðar-Kristín (Björnsdóttir,
12 Siehe Jón Helgason, Jón Ólafsson frá Grunnavík, vor allem S. 155.
13 Ein verwandtes kulturelles Phánomen ist z.B. die Hochzeit Eggert Ólafssons im
Jahre 1767, die nach einem vom Bráutigam selbst rekonstruierten alt-islándischen Zere-
moniell gefeiert wurde.