Gripla - 01.01.1990, Page 165
VIER GEDICHTE FÚR EINE HOCHZEIT IM JAHRE 1738 161
In AM 986 4to findet sich auch ein Abschnitt, in dem Jón Ólafsson
sich Gedanken iiber die Möglichkeiten der Textunterlegung von Melo-
dien macht. Dort heiBt es u.a.:
At sómu Lógum, edur Melodíum, verde komed vid ymislega
Psalma, qvæde og Vysur er einunges i þvi inne faled, at fiólde
Pedum (edur StudlannaQ] standest á; So hæckun og Læckun
Lagsens standest á.
Abgesehen von den Dedikationen und dem Figurengedicht am
SchluB von Gedicht (IV) sind die drei Hochzeitsgedichte von Jón Ól-
afsson fiir einen musikalischen Vortrag gedacht und mit entsprechen-
den Hinweisen versehen: Der Hauptteil von Gedicht (II) trágt den
Vermerk ‘Med Cavalleur Dantz Lage.’; die beiden Abschnitte des Vo-
tums sind ‘Aria.’ und ‘0nnur Aria.’ uberschrieben. Úber dem Haupt-
teil von Gedicht (III) steht: ‘Toon: Heidr og haa-leit æra, etc.’; iiber
dem Votum: ‘Toon, Akrit hýra nw hid nyja etc.’. In Gedicht (IV) heiBt
es vor dem Hauptteil ebenfalls: ‘Med Cavalleur Dantz Lag.’; der erste
Abschnitt des Votums ist iiberschrieben: ‘med Cantillions Lage.’
15. Die Teile, die zu dem ‘Cavalleur Dantz Lag’ gesungen werden sol-
len, bestehen aus neunzeiligen Strophen, deren dritte und neunte Zei-
le wiederholt wird. Aus Dánemark ist tatsáchlich eine Melodie dieses
Namens iiberliefert, die zu einem Text mit diesem Rhythmus paBt.25
Sie trágt den Titel ‘Cavaleer-Dandsen’ und ist als Nr. 201 in A. P.
Bergreens Danske Folke-sange og Melodier, Kopenhagen 1869, abge-
druckt.
An dem dort unterlegten Text ‘Jeg lader mig skære en sortebruun
Trpie . . .’ fállt vor allem auf, daB die lángeren, vierhebigen Zeilen 3,
6 und 9 nicht untereinander oder mit anderen Zeilen reimen; bei Jón
Ólafssons Strophen ist dies dagegen durchwegs der Fall.
Eine Diskrepanz zwischen der iiberlieferten Melodie mit dem dá-
nischen Text und den Strophen Jón Ólafssons besteht darin, daB in
den islándischen Strophen die Zeilen 1+2 und 4+5 jeweils weiblichen,
die Zeilen 7+8 dagegen stets mánnlichen Endreim haben. Da Jón
25
An dieser Stelle möchte ich Svend Nielsen von Dansk Folkemindesamling in
Kopenhagen danken, der mich nicht nur auf die Melodie bei Berggreen aufmerksam
gemacht, sondern auch fiir mich nach einem Kotillon, der zu dem entsprechenden
Abschnitt in Gedicht (IV) passen wurde, gesucht hat.