Milli mála - 01.01.2013, Blaðsíða 109
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Mit den Jahren wird dieser Anspruch auf Lebensnähe und das
Lebenspraktische, aber auch auf effektive und ökonomische Arbeits-
weise, zu einem der großen Konflikte zwischen dem Pfarrer und
Hausherrn in Breiðabólsstaður und den Studenten in Kopenhagen
werden. Die Fjölnir betreffenden späteren Briefe sind durchzogen
mit Vorwürfen und gegenseitigem Unverständnis.9
In die folgenden Hefte der Zeitschrift sind einige der auf
Reiseliteratur abzielenden Vorschläge aufgenommen worden. In der
Einführung zu Fjölnir heißt es hierzu: „In der zweiten Gruppe wird
versucht, fremde Länder und Völker der Erde bestmöglich zu be-
schreiben, hierzu werden Reiseschriften verwendet, die jährlich
herauskommen […].“10 Für das erste Heft von Fjölnir wurde ein
Auszug aus dem Schlusswort des vierten Teils von Heines Reisebildern
übersetzt („Frá Hæni“ 1835: 141–144), wobei dieser Text weniger
informativer als grotesker Natur ist und man sich fragen kann, wa-
rum die Wahl gerade auf ihn fiel. Im zweiten Heft findet sich eine
Übersetzung der „Fragments of voyages and travels, by Captn. Basil
Hall“, eines Reiseberichtes aus Indien (Hall 1836: 14–27).
Bei den bislang aufgeführten Beispielen wurden Begriffe ver-
wendet wie Reiseschriften, Reiseliteratur, Reiseberichte, Reisebücher
etc. Zur genaueren Abgrenzung ist es angebracht, die Begriffe zu
klären. In der Regel handelt es sich hier um Reiseberichte, im nach-
folgenden Exkurs soll der Begriff definiert werden.
5. Exkurs: Der Reisebericht
im Kontinuum der Reiseliteratur
Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde die sich immer weiter ausdif-
ferenzierende Reiseliteratur, die Reiseführer, Reiseberichte, Reise-
briefe, Reiseerinnerungen und anderes mehr umfasste, zu einem
Hauptkontingent auf dem deutschen Buchmarkt.11 Wolfgang Griep
und Hans-Wolf Jäger führen aus, dass es gegen Ende des Jahrhunderts
9 Vgl. Briefe an Konráð Gíslason vom 15.02.1837 und 04.02.1841, Brief an Jónas Hallgrímsson
vom 01.02. 1839 (TS 1907).
10 „Fjölnir“ 1835: 15. „Í seínna flokknum verður reýnt að lýsa sem bezt öðrum löndum og þjóðum
jarðarinnar, og notuð til þess ferðarit sem árlega koma út […].“
11 Ähnliche Befunde lassen sich für andere europäische Sprachen und Märkte finden.
MARION LERNER