Milli mála - 01.01.2013, Side 116
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für immer verlässt und nicht davon ausgehen kann, seine Freunde
alle gemeinsam je wiederzutreffen. Er ist darüber hinaus auf dem
Heimweg nach Island. So ist auch seine Argumentation zwiespäl-
tig: Zuerst beschreibt er den Verlust und verweist auf all das Gute
und Schöne, was er in der großen Stadt erlebt und gelernt hat, und
auf seine persönlichen Erfolge. Erst danach spricht er davon, dass
jeder gute Isländer Heimweh und Sehnsucht verspüren müsse, so-
lange er in der Ferne weilte. Die beiden widerstreitenden Gefühle
drückt er folgendermaßen aus:
Zuweilen kam mir auch der Gedanke, dass ich mich nun von der Welt
und all ihrem Frohsinn verabschiedete, und beinahe stellte sich bei mir
eine gewisse Angst ein. Dennoch überragte das freudige Gefühl alle an-
deren, wie zu erwarten war.17
Dem persönlichen Eingangskapitel folgen Darstellungen der Über-
fahrt von Kopenhagen nach Reykjavík mit Informationen über das
eigene Erleben, die Reiseroute, Wetter- und Wind verhältnisse,
durchstandene Gefahren etc. (49–53). Die ungewöhnliche Schiffsreise
auf einem dänischen Kriegsschiff, das den dänischen Prinzen Friedrich
nach Island brachte, wird zum Anlass genommen, einen ausführli-
chen Exkurs über die dänische Marine, verschiedene Schiffstypen, die
Ausbildung von Offizieren und Matrosen, Hierarchien, Arbeitsteilung
und Gepflogenheiten an Bord einzufügen (53–60). Der Exkurs wird
abgeschlossen mit der Fortführung der Reise auf der Strecke von den
Färöer Inseln, südlich an Island vorbei, rund um die Halbinsel
Reykja nes und in die Bucht Faxaflói (60–62). An sehr wenigen
Stellen finden sich emotional gefärbte Beschreibungen, z. B. vom
Abendhimmel einschließlich Nordlichtern in der Nähe der Färöer
(61) und von den isländischen Bergen Akrafjall und Esjan, die dem
Autor schöner erscheinen, als er sie in Erinnerung hatte (62). Die
Ankunft in Reykjavík ist durchsetzt mit kritischen Bemerkungen
über den Lotsen und dessen Ausstattung (62–64). Anschließend
wird vom Empfang in Reykjavík berichtet, der allerdings nicht dem
17 TS 1835: 49. „Stundum flaug mér líka í hug, að ég væri nú að kveðja veröldina og allar hennar
glaðværðir, og lá við það kæmi inn hjá mér nokkrum kvíða. Þó yfirgnæfði gleðitilfinníngin allar
aðrar, eínsog vera bar.“
„AUS EINEM BRIEF AUS ISLAND“