Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1942, Blaðsíða 99
PHILOSOPHISCHE STRÖMUNGEN
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Strom, Yerlauf, durée, zuriick, was als physiologische Unterlage
den dynamischen Zusammenhang im zentralen Nervensystem hat
oder die physiologischen Gestalten oder Strukturen, in denen der
Lebensprozess in diesem physischen System auftritt. Ein geschwo-
rener Anhánger des gestaltpsychologischen Systems ist er, wie
gesagt, nicht, wenn auch die Einwánde der Gestalttheoretiker
gegen die mechanistische Assoziationslehre seine volle Sympathie
finden und von Kaila selbst in dem Werke Persoonallisuus durch
Analysen von faktischen Handlungsverláufen und aphasischen
Krankheitsbildern weiterhin ergánzt worden sind.
Kaila wies friih auf eine Unterlassung in der Beobachtung
hin, die der »herrschenden« Gestalttheorie anhaftete. Die »Ge-
stalten« sind nicht so gánzlich primár, wie die Gestalttheoretiker
geltend machen. Im Gegenteil spielt die Erfahrung eine iiber-
wáltigende Rolle besonders beim Entstehen der höheren Gestal-
tungserscheinungen. Eine auffallende Analogie herrscht zwischen
den Assoziationserscheinungen und den Gestaltungsprozessen in
der Hinsicht, dass beide letzten Endes auf der angeborenen Or-
ganisation des zentralen Nervensystems und der Psyche fussen.
Die Erfahrung, die Gewohnheit und das individuelle Lehren
ziehen Nutzen aus beiden von ihnen. Wáre nicht das Bewusstsein
von Anfang an in einer gewissen Hinsicht eine Ganzheit, so wiir-
den auch spáter keine Ganzheiten, keine »Gestalten« entstehen.
Im Denken Kailas erfáhrt die Gestalttheorie einige Modifi-
kationen. Er beriicksichtigt biologische Tatsachen. Sein allgemei-
ner Gesichtspunkt ist etwa folgender: Eines der wichtigsten bio-
logischen Interessen des lebenden Wesens ist, Wahrnehmungen zu
erhalten, die richtig signalieren. Denkt man sich, dass im Ge-
sichtsfeld ein bestimmter Gegenstand auftaucht, eine Erschei-
nung von gewisser Grösse und in einer gewissen Stellung sowie
durch gewisse Konturen begrenzt, so liegt es im Interesse des
lebenden Wesens, diesen Gegenstand unverándert wahrzunehmen,
so wie er »in Wirklichkeit« ist — das bedeutet Kongruenz mit
den Erfahrungen des Tastsinnes. Es gilt, den fraglichen Gegen-
stand unabhángig von Veránderungen in seiner optischen Um-
gebung zu beobachten. Das ganze Gesichtsfeld bildet ja in einem
jeden Augenblick eine Ganzheit, die ihrerseits Veránderungen
unterworfen ist. Die biologische Notwendigkeit verlangt nun,
dass jeder einzelne Anschauungsgegenstand, dass jede Gestalt,
obwohl sie in dieser sich verándernden Ganzheit enthalten ist,
relativ unverándert beibehalten wird. Die Erfahrung zeigt auch,
dass ein Gegenstand unserer Wahrnehmung relativ unverándert