Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1942, Blaðsíða 282
2/0
LE NORD
heutzutage der Fall ist, sondern von Universitatsprofessoren,
worin eine weitere Hervorhebung der engen Yerbindung zwi-
schen Lateinschule und Universitát lag.
Mit der Hall’schen Ordnung herrschte, solange sie bestand,
Unzufriedenheit. Die ihr anhaftenden Mángel waren auch nicht
schwer aufzufinden. Zwischen der Volksschule und der gelehrten
Schule bestand keine organische Verbindung. Die erstere war
nicht imstande, den Schiilern, die ins Gymnasium eintreten woll-
ten, einen hinreichenden Unterricht zu geben. Hier wurden nám-
lich als Bedingung fiir die Zulassung gewisse Kenntnisse der deut-
schen und französischen Sprache verlangt. Infolgedessen wurden
vielerorts Vorbereitungsklassen errichtet, in welchen man An-
fangsunterricht in diesen Sprachen erteilte. Eine weitere Kritik
richtete sich gegen die Zumutung, dass Kinder im Alter von 14
Jahren dariiber im klaren sein sollten, welcher Abteilung des
Gymnasiums sie angehören wollten. Ferner beanstandete man,
dass die Mathematiker keine Chemie hátten und dass fiir die
modernen Sprachen zu wenige Stunden im Lehrplan vorgesehen
seien, — iiberhaupt, dass die Schule zu schwierig und in zu hohem
Grade von der Herrschaft der klassischen Sprachen geprágt und
vom Volke isoliert sei.
In den achtziger und neunziger Jahren wurden viele verschie-
dene Neuerungspláne erörtert — der betreffende Zeitraum war
iiberhaupt mit pádagogischen Ideen stark bescháftigt. Besonders
muss in diesem Zusammenhange auf die von hervorragenden
Sprachforschern wie Vietor, Otto Jespersen und Western gefor-
derte Reform des Sprachunterrichts hingewiesen werden, die
darauf abzielte, diesen Unterricht lebhafter zu gestalten, z. B.
durch Benutzung von besseren, d. h. fiir den Standpunkt der
Schiiler geeigneteren Texten, durch Anwendung der phonetischen
Prinzipien im Ausspracheunterricht und schliesslich durch induk-
tive Ableitung der grammatischen Regeln anstatt eines mecha-
nischen Auswendiglernens — Grundsátze, die bekanntlich heut-
zutage als selbstverstándlich betrachtet werden, wenn von prak-
tischer Erlernung einer Sprache die Rede ist. Vorschláge betreffs
Einrichtung einer dritten Abteilung in der Gymnasialschule er-
wiesen sich im Reichstag als undurchfiihrbar, und man begniigte
sich vorláufig damit, die finanziellen Verháltnisse der privaten
höheren Schulen in Kopenhagen besser zu regeln. Diese Schulen
hatten in den neunziger Jahren einen verzweifelten Kampf ums
Dasein gefiihrt. Damals bestand die recht sonderbare Ordnung,