Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1942, Blaðsíða 171
SNORRI STURLUSON
U9
Vertreter der Háuptling Jón Loptsson (| 1197) war, der Sohn
Loptr Sæmundsson und ÞÓra, der Tochter des norwegischen
Königs Magnús Barfuss. Jón Loptssons Grossvater war Sæmundr
der Weise (J 1133), der Vater der islándischen Geschichtschrei-
bung. Im Súdlande sass auch das altedle Geschlecht der Hauk-
dælir, das von Bischof ísleifr (f 1080) abstammte und in der
ersten Hálfte des 13. Jahrhunderts durch Gizurr Þorvaldsson
(t 1268) das fuhrende súdlándische Geschlecht wurde. Derselbe
Gizurr Þorvaldsson vernichtete in der Schlacht bei Örlygsstaðir
(1238) endgúltig die politische Macht der Sturlungen und liess im
Jahre 1241 durch seine Gefolgsleute Snorri Sturluson töten (siehe
unten). Als vierzehnjáhriger Knabe nahm Gizurr an Sturla Sig-
hvatssons Hochzeit teil; denn damals herrschte gerade Friede zwi-
schen Sturlas Vater Sighvat und Gizurrs Vater Þorvaldr Gizurar-
son. Þorvaldr, der auf seinen Sohn Gizurr stolz war, fúhrte ihn
zu Sturlas Vater und sagte: »Hier siehst du meinen Lieblingssohn,
Sighvatr Bauer! Ich wúrde mich freuen, wenn du ihn fúr ein
Glúckskind hieltest.« Sighvatr sah den Knaben an, schwieg und
sagte schliesslich: »Ich mag die gerunzelten Augenbrauen nicht.«
Es war Gizurr, der spáter in der Schlacht bei ÖrlygsstaSir Sturla
eigenhándig die tödliche Wunde beibrachte.
Im Norden Islands war das Geschlecht der »Skagfirðingar«
oder »Ásbirningar« eines der máchtigsten. Zu seinen hervorra-
gendsten Mitgliedern in der Sturlungenzeit gehörten die Brúder
Kolbeinn Tumason und Arnórr Tumason sowie des letzteren
Sohn, Kolbeinn der Junge.
Als Snorri Sturluson geboren wurde, war Jón Loptsson der
máchtigste Mann auf Island. Infolge eines erbrechtlichen Pro-
zesses, den Snorris Vater Sturla mit grossem Geschick vor dem
Althing fúhrte, in welchem er jedoch mit allzu dreisten Ansprú-
chen auftrat, wurde Snorri im Alter von zwei Jahren als Pflege-
sohn in Jón Loptssons Haus auf Oddi aufgenommen. Jón Lopts-
son wollte dem Hvamm-Sturla mit dem Anerbieten, Snorri als
Pflegesohn aufzunehmen, eine Ehre erweisen, aber gleichzeitig
sich eine Sicherheit dafúr verschaffen, dass Sturla den vor
dem Althing abgeschlossenen Vergleich einhielte, der hauptsách-
lich zum Inhalte hatte, dass Sturla in wesentlichem Grade auf
seine zuerst aufgestellten Forderungen verzichten musste. Auf
Oddi, Islands hervorragendstem Kulturzentrum seit den Tagen
Sæmunds des Weisen, weilte Snorri dann etwa zwanzig Jahre
seines Lebens. Die Bedeutung dieses langjáhrigen Aufenthalts fúr