Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1942, Blaðsíða 106
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LE NORD
menfiigung von Relationen, diese aber bestehen objektiv. Salomaa
muss natiirlich auch zur Frage der Wahrheitskriterien Stellung
nehmen und nimmt dabei die Denknotwendigkeit oder das Ge-
setz des ausreichenden Grundes als áusserstes Wahrheitskriterium
an. Im Gesetz des ausreichenden Grundes erblickt er einen Aus-
druck fiir das Streben unseres Denkens, objektive Relationen zu
erfassen. Es ist die Motivierung, der Grund, der das Wissen zur
Wissenschaft macht. Salomaa folgert hier wie Schopenhauer. Das
Gesetz des ausreichenden Grundes ist das Organon der Wissen-
schaften. Die Schlussfolgerung wird giiltig, wenn sie dem Gesetz
des ausreichenden Grundes folgt. Die Bedeutung der Motivierung
liegt darin, dass wir mit ihrer Hilfe zum Relationszusammen-
hang der Dinge zu gelangen suchen und diesem einen wissen-
schaftlichen Ausdruck verleihen.
Wir wollen diesem finnischen Denker nicht weiter folgen in
seiner Analyse der Probleme der Methode und der Kategorien.
Es ist wohl schon klar, dass er das Wesen der Wahrheit in »Rela-
tionen« sieht. Das Urteil ist ein Ausdruck fiir eine Relation und
die Aufteilung in Subjekt und Objekt ist ein Funktionsverhált-
nis. Die Relationen, die der Gedanke sucht, sind ihrer Natur
nach objektiv. Der Mensch schafft die Relationen nicht; er findet
sie. »Solche Relationen wie die des Yaters zum Sohne, Ursache
und Wirkung, grösser und kleiner, Gleichheit und Ungleichheit,
sind ebensowohl Tatsachen wie die Existenz von Farben, Licht
und Dingen«. Wir suchen Relationen und fiigen sie einem Rela-
tionensystem ein, das sich stándig erweitert. Wir bewegen uns
dabei mit der Voraussetzung, dass ein System irgendwelcher Art
in der Welt herrscht, dass irgendwelche Regelmássigkeit in den
Relationen besteht. Logisch können wir diese Yoraussetzung nicht
begrunden.
Wie es sich mit der Wahrheit verhált, so verhált es sich auch
mit den Werten. Im Erkenntnisprozess streben wir nach dem Er-
fassen stándig neuer und neuer Relationen und bringen sie in
Zusammenhang mit anderen, um schliesslich die allgemeinen Ge-
setze und Typen der Relationen zu finden. »Die ganze Wahrheit«
finden wir vielleicht nie. Das Fesselnde im Relationsbegriff liegt
gerade darin, dass er immer eine Liicke blosslegt auch im denk-
bar vollstándigsten System. Hierauf beruht der Charakter der
Erkenntnis als eines ewigen Strebens. Gleicherweise verhált es
sich mit den Werten. Salomaa verficht mit grossem Talent, dass
objektiv giiltige Werte existieren, die unabhángig vom bewer-
tenden Subjekt gelten. Wir fassen allerdings jedesmal einen Wert