Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1942, Blaðsíða 173
SNORRI STURLUSON
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zuziehen?« »Ja, man sagt es,« antwortete Egill Halldórsson.
»Darin tut er nicht wohl,« sagte darauf Egill Skallagrímsson,
»denn andere erlangten nur geringe Macht íiber uns Myramanner,
solange wir hier waren und es hier gut hatten. Und Snorri sollte
nicht verachtlich auf diesen Hof herabsehen.«
Reykjaholt wurde nun Snorris Haupthof fiir den Rest seines
Lebens. Hier richtete er sich so ein, wie es einem grossen Edelmanne
geziemte. In seinem Scriptorium auf diesem Hof, wo er sicher alle
möglichen Handschriften iiber norwegische und islándische Ge-
schichte gesammelt hatte, diirften alle seine Werke entstanden
sein. Dicht unterhalb des Hofes hatte Snorri auf dem Felde ein
Badebassin eingerichtet, das durch eine Rinne aus einer benach-
barten heissen Quelle warmes Wasser erhielt. Dieses Badebassin,
»Snorralaug« (= Snorres Bad) genannt, wird noch heute auf
Reykjaholt gezeigt.
Snorris Macht und Ansehen wuchsen in den ersten Jahrzehn-
ten des 13. Jahrhunderts, und bald wurde er einer der fiihrenden
Háuptlinge auf Island. Seine grosse Rechtskenntnis, die er sicher
wáhrend seines Aufenthaltes bei Jón Loptsson auf Oddi erwor-
ben hatte, kam zu ihrer vollen Geltung, als er im Jahre 1215
zum Gesetzsprecher (lo gsogumaSr) auf Island gewáhlt wurde,
ein Amt, das er bis zum Jahre 1218 bekleidete, als er seine erste
Reise nach Norwegen unternahm.
Zu der Zeit, als Snorri nach Norwegen kam, war gerade
(12x7) Sverres Enkel Hákon Hákonarson König von Norwegen
geworden. Neben dem jungen König stand aber als Herrscher
hber einen Teil Norwegens damals auch noch der máchtige Her-
zog Skuli Báröarson, der Halbbruder des Königs Ingi. Snorri be-
suchte sowohl den König wie den Herzog, hielt sich aber meist
an den letzteren, sicher in dem Glauben, dass dieser allmáhlich
Norwegens wirklicher Herrscher werden wiirde. Snorri war im
Winter 1218—19 Gast des Herzogs in Tönsberg, im Sommer
1219 setzte er jedoch seine Reise weiter nach Osten fort nach
Westgotland, wo er bei dem schwedischen Richter Eskil zu Gaste
war, dem Manne, der das Westgotenrecht sammelte und schrift-
lich ausarbeitete. Eskil, ein álterer Bruder von Birger Jarl und
einer der máchtigsten Mánner seiner Zeit, war mit der Witwe des
norwegischen Jarls Hákon galinn Folkviðarson verheiratet, eines
Mannes, mit dem Snorri friiher in Verbindung gestanden und zu
dessen Ehre er ein Gedicht verfasst hatte. Beim Richter Eskil,
der in allem, was schwedische Verwaltung und Geschichte betraf,