Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1942, Qupperneq 96
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LE NORD
mals nach einem diisteren Krieg verarmten Finnland herauskam,
wo eine wissenschaftliche Arbeit nur mit áussersten Schwierig-
keiten verlegt werden konnte, fíihrte er eine anregende Kritik ge-
wisser wissenschaftlicher Wahnvorstellungen durch, die spáter
durch die hartnáckige Kritik des logischen Empirismus weiterhin
vom Arbeitsfeld der Wissenschaften vertrieben worden sind,
aber noch keineswegs ihre letzten Bastionen geráumt haben.
Seine Analyse galt einigen hypostasierten Begriffen wie etwa
»Kraft«, »Materie«, »Seele«, und er suchte nachzuweisen, wie
die wissenschaftliche Auseinandersetzung ohne Hinweise auf sol-
che irrefiihrende Substanzvorstellungen gefíihrt werden soll. Er
schreibt eine geistreiche Prosa, die sich bisweilen in antitheolo-
gischen Wendungen gefállt. Seine Ausserungen sind stets reich
an »Pointe« und wecken daher beim Leser Widerhall und Lust
zum Nachdenken. Polemisiert er etwa gegen die Formulierung
des Satzes von der »Bestándigkeit der Kraft«, die er als eine
Umschreibung des selbstverstándlichen Identitátssatzes a = a er-
kennt, so driickt er sich so aus:
»Anstatt das Geschehen zu entschleiern, es zu vereinfachen,
verwickeln wir es, staffieren es unnötigerweise mit einer bunten
begrifflichen Verkleidung aus. Wenn der Pendelkörper nach
unten schwingt, sagen wir, seine Spannkraft oder potentielle
Energie nehme im gleichen Masse ab als die lebende Kraft, die
kinetische Energie, wachse; wenn das Pendel nach der anderen
Seite ausschlágt, wird diese lebende Kraft ihrerseits in Spann-
kraft verwandelt, bis sie auf dem höchsten Punkt des Pendels
fiir einen Augenblick ganz in Lageenergie vertauscht ist. Schleu-
dern wir einen Ball nach der Höhe, so sagen wir, unsere Muskel-
kraft habe dem Ball dessen Bewegungskraft iibertragen. In dem
Masse als der Ball steigt, geht diese ihrerseits in Lageenergie iiber.
Hat der Ball den höchsten Punkt erreicht, geht diese potentielle
Energie in Fallkraft iiber, und diese wird schliesslich, wenn der
Ball wieder herunter gekommen ist, in vermeintliche Molekular-
bewegung umgesetzt: in Wármeenergie sowie Modifikationen
der Volumenenergie und Formenergie beim Ball und dem, was
er beriihrt«.
Das ist ja nur eine Scholastik von eitlen Worten, meint Lager-
borg. Wir haben allen Grund, eine solche Begriffssprache auf-
zugeben, ebenso wie die ganze Kraftvorstellung, und uns die
Miihe zu nehmen, in anderen Ausdriicken unsere Auffassung von
den verschiedenen Phasen des Geschehens klar zu machen.
An Stelle von Substanzvorstellungen miissen wir Zusammen-